Alte und Junge gemeinsam

geschrieben von Sabine Stoof

5. September 2013

Wir waren zur Befreiungsfeier in Mauthausen

Juli-Aug. 2012

Auch in diesem Jahr fuhren vier Schüler des Ernst- Haeckel- Gymnasiums Werder gemeinsam mit Vertretern des Mauthausenkomitees Ost e.V. zu den Befreiungsfeierlichkeiten nach Mauthausen. Uns erwarteten interessante Gespräche mit den älteren Mitfahrern, unter denen auch Zeitzeugen waren. Wir besuchten die Gedenkstätten Gusen, Hartheim und Mauthausen. Besonders Hartheim als Euthanasie-Gedenkstätte beeindruckte uns.

In der Gedenkstätte Mauthausen trafen wir uns mit Anna Hackl, die uns von der so genannten »Mühlviertler Hasenjagd« erzählte und davon, wie es ihrer Familie gelungen war, zwei von fünfhundert geflohenen sowjetischen Offizieren vor dem sicheren Tod zu bewahren. Voller Freude berichtete uns Frau Hackl zudem vom Wiedersehen mit diesen ehemaligen Gefangenen und wie glücklich ihre Familie war, dass sich der Einsatz des Lebens gelohnt hat.

Die Gedenkfeier in Ried, am Denkmal für die gefallenen -sowjetischen Offiziere, war jetzt kein abstraktes Ereignis mehr. Jedes Jahr am Tag der Befreiungsfeierlichkeiten laden uns die österreichischen Freiheitskämpfer zu dieser Gedenkstunde ein. Bei einem Mittagessen lernten wir sie kennen und kamen ins Gespräch. Die Gedenkreden machten auch auf heutige politische Probleme, u.a. auf Tendenzen des Neofaschismus in Österreich und Deutschland aufmerksam.

Anstrengend und sehr interessant war die Führung durch die Gedenkstätte Mauthausen durch einen ehemaligen Häftling, Rajmund Pajer.

Viel hatten wir schon von den Gräueltaten der Nationalsozialisten gehört, aber das, was uns Martha Gammer in Gusen, einem Nebenlager des KZ Mauthausen berichtete, war kaum auszuhalten. Wie in Hartheim tauchte wieder die Frage auf, wie können Menschen so unmenschlich handeln? Vorstellen und verstehen können wir es nicht.

Den Höhepunkt unserer Gedenkfahrt bildeten die Befreiungsfeierlichkeiten am Sonntag, dem 13.Mai. Gemeinsam mit Vertretern der Deutschen Botschaft, der Kriegsgräberfürsorge und des Mauthausenkomitees aus Stuttgart zogen wir als deutsche Delegation neben Unzähligen aus der ganzen Welt die ehemalige Lagerstraße entlang. Im Mittelpunkt des diesjährigen Gedenkens standen die rassistischen Morde durch die Nationalsozialisten.

Vor der offiziellen Veranstaltung hielten wir eine eigene Gedenkveranstaltung ab. Wir legten einen Kranz am Denkmal der deutschen Mutter nieder, trugen das Gedicht »Der Engel des Mittags« vor und lasen Aufzeichnungen des Zeitzeugen Hugo Höllenreiner vor.

Das Gedenken mit 10000 Gleichgesinnten zu erleben tat richtig gut. Freudig überrascht bemerkten wir viele jugendliche Teilnehmer in den anderen Delegationen. Diese Gemeinsamkeit von Jung und Alt empfanden wir als hoffnungsvoll.

Wie können wir erinnern? Wir haben einen Mund, zu erzählen und wir müssen sprechen, wenn Intoleranz und Diskriminierung in unserer Nähe geschehen. Wir haben die Zeitzeugen und die Gedenkorte erleben dürfen und danken für das Engagement aller Beteiligten.