Am historischen Ort

geschrieben von Axel Holz

5. September 2013

Die Kölner Gedenkstätte Gestapogefängnis wurde neu
gestaltet

Juli-Aug. 2009

Die Gedenkstätte befindet sich am Appellhofplatz 23 in 50667 Altstadt-Nord, Köln

Öffnungszeiten:
Gedenkstätte, Dauerausstellung und Sonderausstellungen:
Dienstag, Mittwoch und Freitag 10 bis 16 Uhr
Donnerstag 10 bis 18 Uhr
Samstag, Sonntag 11 bis 16 Uhr

Bibliothek, Medien- und Arbeitsräume:
Dienstag bis Donnerstag 10 bis 16 Uhr
Freitag 10 bis 13 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene 3,60 EUR
ermäßigt 1,50 EUR

Das NS-Dokumentationszentrum in Köln hat die Gedenkstätte Gestapogefängnis mehr als 27 Jahre nach seiner Einweihung im Dezember 1981 vollständig erneuert und wesentlich erweitert. Neue Bildträger zeigen eine Fülle von Inschriften der Gefangenen auf den Zellenwänden Sie wurden in verschiedenen Themenblöcken zusammengefasst. In den vergangenen Jahren war es gelungen, das Schicksal einiger Häftlinge zu erforschen und damit einer Reihe von Inschriften »ein Gesicht« zu geben. Eine kleine Ausstellung geht zudem auf die Haftstätten der Kölner Gestapo, die Haft- und Lebensbedingungen der Gefangenen, die Hinrichtungen im Innenhof des »EL-DE-Hauses« und die Eröffnung der Gedenkstätte ein. Sie zeigt den langen Prozess der Recherchen zunächst weniger Antifaschisten, der in den 60er Jahren begann und erst 1979 zum Beschluss der Stadt über die Einrichtung eines NS-Dokumentationszentrums führte.

Das NS-Dokumentationszentrum hat die Gedenkstätte um einige Bereiche erweitert. Besucher können nun die Aufenthaltsräume der Gestapobeamten und Wachleute im hinteren Teil des Gefängnisses besichtigen. Dort schuf das Museum in einem ehemaligen Aufenthaltsraum einen Gedenkraum für die Opfer der Kölner Gestapo und des NS-Regimes in Köln. Außerdem sind der Hausbunker der Gestapo im Tiefkeller und eine Dunkelzelle jetzt für die Öffentlichkeit zugänglich.

Mit der umfangreichen Neugestaltung wird die Gedenkstätte Gestapogefängnis nun ihrer großen Bedeutung als Kulturgut von nationalem und europäischem Rang gerecht. Die Dauerausstellung »Köln im Nationalsozialismus«, die das NS-Dokumentationszentrum seit 1997 auf zwei Etagen des EL-DE-Hauses zeigt, wurde ebenfalls grundsätzlich erneuert. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse aufgrund eigener Forschungsprojekte und die in über zehn Jahren gewonnenen pädagogischen Erfahrungen führten zur Neugestaltung der Ausstellungsbereiche »Jugend«, »Unangepasste Jugendliche« und »Widerstand«. Hier wird besonders eindrücklich herausgestellt, wie durch Nazi-Erlasse zahlreiche der 5.000 Vereine der Stadt Köln bereits im Jahre 1933 entweder verboten oder durch drastische Eingriffe in das Vereinsleben beschnitten oder gleichgeschaltet wurden. Besonders zu dem großen Themenkomplex »Jugend in der NS-Zeit« konnte das NS-Dokumentationszentrum in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Erkenntnisse gewinnen und umfangreiche Materialien entdecken. Sie machen es nun möglich, zentrale Aspekte des Lebens von Jugendlichen in der Vorkriegs- und der Kriegszeit in angemessener Form in der Dauerausstellung zu präsentieren. Hinzu kommen die bislang nicht in der Dauerausstellung behandelten Themen »Gestapo« und »Polizei«. Dabei geht die Ausstellung auch auf die Biographien der Gestapobeamten im »El-De-Haus« ausführlich ein, darunter die des NS-Kriegsverbrechers Kurt Lischka. Trotz zahlreicher Verurteilungen zu hohen Haftstrafen waren die meisten der Täter schon nach wenigen Jahren Haft wieder frei und oder sie gingen ganz straffrei aus.

Eine völlig neue Qualität erhält die Dauerausstellung durch den Einsatz von 31 Medienstationen. In den dort präsentierten Zeitzeugengesprächen stellt sich die Kölner Gedenkstätte auch den Herausforderungen, die sich durch den Tod der Generation ergeben, die die NS-Zeit noch erlebt hat. Wie wichtig ein solch direkter Zugang zu historischen Ereignissen und Wertungen ist, zeigt sich in der tagtäglichen Arbeit des NS-Dokumentationszentrums mit Schülerinnen und Schülern immer wieder aufs Neue. Geschichte erhält so ein »Gesicht« und macht sie für die jüngere Generation verständlicher und nachvollziehbarer. In diesem Sinne vertiefen die Medienstationen die vielfältigen Inhalte der Dauerausstellung und passen sie den Herausforderungen an die Vermittlung der Geschichte des deutschen Faschismus für zukünftige Generationen an. Die Neugestaltung der NS-Dokumentationsstätte kam durch die Hilfe zahlreicher Organisationen und Personen zustande, darunter auch der örtlichen VVN-BdA. Angesichts der zunehmenden neofaschistischen Aktivitäten in ganz Deutschland ist der Stadt Köln für die Neugestaltung ihres NS-Dokumentationszentrums besonders zu danken.