Antifaschismus „im Trend“

geschrieben von Gerhard Jeske, Hamburg

5. September 2013

Nicht nur Filbinger war „Widerstandskämpfer“

Mai-Juni 2007

Dass Ministerpräsident Oettinger dem verstorbenen Ex-Marinerichter und Amtsvorgänger Hans Filbinger zum Nazigegner erklärt, liegt im Trend der bürgerlichen Geschichtsschreibung. Auf einer Veranstaltung zur Stiftungsfeier des ehemaligen Gutes Külz derer von Bismarck behauptete Herr Philipp von Bismarck, dass er dem Widerstand angehörte und untertauchen musste. Zu seiner Aussage, dass er im Januar 1945 als Widerstandskämpfer im Range eines Majors verhaftet werden sollte und dass er auf seinem Gut Külz untertauchte, aber gleichzeitig die Evakuierung seiner Familie und der Gutsarbeiter organisierte, ist anzumerken: Wie denn das? Wegen der Organisierung von Trecks musste er mit den Behörden verhandeln, sich also in der Öffentlichkeit bewegen. Hatte die Gestapo vergessen, wo der Herr Philipp von Bismarck wohnte? Die Oderbrücken wurden scharf von der SS bewacht. Wie konnte der Deserteur von Bismarck auf das Westufer gelangen und dabei noch den Treck begleiten? Zum Widerstand gehört zu haben ist heute ein Aushängeschild, um sich den gegenwärtigen antifaschistischen Tendenzen einzuklinken.

Nach der Rede des Herrn von Bismarck auf dem ehemaligen Familiengut Külz im polnischen Pommern erhielt der unverbesserliche Gutsherr Beifall von den anwesenden Honoratioren, darunter Altkanzler Helmut Schmidt und Vertretern der Kirche. Es störte diese Herrschaften nicht, dass in der ausliegenden Pommerschen Zeitung der so genannten Vertriebenen im Untertitel steht »Für ein freies Pommern im vereinten Europa«

Für diese Zeitung und den Untertitel war Herr Philipp von Bismarck verantwortlich. Hatte er sich von der revanchistischen Aussage distanziert?