Aus Namen werden Menschen

geschrieben von Frieder Böhne, Hans Coppi, Evelin Schmidt und Nicole Warmbold

5. September 2013

Informationsterminal zu einer O.d.F.-Gedenktafel übergeben

März-April 2011

Rückfragen, Interesse an weiteren Infos oder Anfragen für Führungen: Berliner VVN-BdA, Tel. 29784178, mail: berlin@vvn-bda.org.

Im früheren Rathaus in der Yorckstraße 4-11, heute ein vielbesuchtes Bürgeramt im multikulturell geprägten Kreuzberg, befindet sich eine große hölzerne Gedenktafel mit der Überschrift: Ehrentafel – den 100 hingerichteten, ermordeten, erschossenen, vergasten und an den Folgen langjähriger Haft verstorbenen Kameraden. Dann folgen 100 Namen mit den Sterbedaten und -orten. Darunter in großen Lettern »Die Toten mahnen – Der Kampf geht weiter« und das Impressum: Berlin, den 14. September 1947. O.d.F.-Bezirksausschuss. Aus Anlass des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus übergaben die Berliner VVN-BdA und Lehmann & Werder Museumsmedien dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg einen Informationsterminal mit einer Multimediaapplikation.

Nach drei kurzen einführenden Texten zur Geschichte der Gedenktafel, zum Tag der Opfer des Faschismus (OdF) und zum OdF-Ausschuss erscheint auf dem Bildschirm die alphabetische Namensliste. Wenn z.B. Erwin Berner berührt wird, erscheinen die Biografie und Portraitfoto. Der 21 jährige Jungkommunist wurde am 2. Februar 1933 von der SA vor einem Neuköllner Reichsbannerlokal erschossen.

Die Biografien bieten eine gute Grundlage für Gespräche mit Jugendlichen und Migrantinnen und können auch Anstoß geben, an die Menschen, über deren Leben wir jetzt mehr wissen, in vielfältiger Form zu erinnern. Die Berliner VVN wird zum Beispiel drei Stolpersteine für die Brüder Lewin vor der Mariannenstraße 23 verlegen. Dafür wurden am Abend des 25. Januar bereits 93 Euro gespendet.

Die Gedenktafel als bedeutsames zeitgeschichtliches Dokument aus dem Jahre 1947 hat mit den an der Touchscreenstation aufrufbaren Biografien, Fotos und Dokumenten eine zeitgemäße Erläuterung und Ergänzung gefunden. Die Namen erhalten auf diese Weise ihr Leben wieder. In dieser Einheit sind sie Ausdruck einer lebendigen und vielfältigen Erinnerungskultur. Zivilcourage und Widerstand im 21. Jahrhundert gründen sich auch auf das Wissen um die Ursachen, die zu Faschismus und Krieg führten, auf Kenntnis von Widerstand und Verfolgung und auf Empathie für die Opfer. Ihnen und ihren Angehörigen ist diese Präsentation gewidmet.