Burschen schafften sich

geschrieben von Janka Kluge

5. September 2013

Die Querelen zwischen Konservativen und Rechtsradikalen gehen weiter

Jan.-Feb. 2013

Am Wochenende vom 23. -25. November fand in Stuttgart ein außerordentlicher Burschenschaftstag statt. Er konnte nur unter massiven Polizeischutz durchgeführt werden, denn Antifagruppen und Kreisverbände der VVN hatten Proteste angemeldet. Die Tagung war nötig geworden, weil beim ordentlichen Burschenschaftstag in Eisenach ein Streit zwischen den Burschen aufgebrochen war. Auf diesem ordentlichen Burschenschaftstag war Norbert Weidner als Schriftführer bestätigt worden, damit wurde die Dominanz der extrem Rechten innerhalb der Burschenschaften gestärkt. Die eher konservativen Burschenschaften, die Mitglied im Verband der Deutschen Burschenschaften sind, hatten daraufhin eine Auseinandersetzung über die Ausrichtung der Burschenschaften in Gang gesetzt. Allerdings sind diese so genannten konservativen Burschenschaften nur ein bisschen weniger rechts, als die offen nationalistischen Gruppen. So ist auch bei Ihnen seit Jahrzehnten üblich, dass neue Bewerber einen Nachweis erbringen müssen, dass sie Deutsche sind. Neben diesem Ausweis müssen sie belegen, dass sie einen positiven Bezug zum Deutschtum haben.

Dieser so genannte »Arier«- Nachweis war im letzten Jahr in die Schlagzeilen gekommen. Eine Burschenschaft aus Mannheim hatte es gewagt, einen Studenten, dessen Eltern aus China stammen, aufzunehmen. Beim Burschenschaftstag in Eisenach wurde daraufhin der Antrag gestellt, diese Burschenschaft aus dem Verband auszuschließen. Als das bekannt wurde, gab es erhebliche mediale Aufregung. Übersehen wurde dabei allerdings, dass diese Praxis seit Jahrzehnten bei fast allen Burschenschaften üblich ist.

Ein weiterer Skandal beim ordentlichen Burschenschaftstag in Eisenach war die Wahl von Norbert Weidner zum Schriftführer der Burschenschaftlichen Blätter. Der 1972 Geborene war bereits in seiner Jugend in neonazistischen Gruppen aktiv. So war er bis zum Verbot der FAP 1995 deren Landesvorsitzender in NRW. Er arbeitet damals schon eng mit Christian Worch, einem der strategischen Köpfe der militanten Neonazis, und Garry Lauck, dem aus den USA stammenden Vorsitzenden der NSDAP-AO zusammen. Über Jahre gehörte Weidner dem Vorstand der inzwischen verbotenen Hilfsgemeinschaft Nationaler Gefangener (HNG) an.

Dieser umtriebige Funktionär der extremen Rechten trat 1999 der Burschenschaft Ratzes bei. Beim außerordentlichen Burschenschaftstag in Stuttgart wurde Norbert Weidner nun als Schriftführer abgewählt. Den Delegierten war es wohl doch zu viel, dass vor dem Amtsgericht Bonn ein Verfahren gegen ihn ansteht, weil er Dietrich Bonhoeffer als Landesverräter bezeichnet hat, der zu Recht hingerichtet wurde. Alle Anträge, die Aufnahme neuer Mitglieder nicht vom »Blut« abhängig zu machen wurden erst gar nicht zur Abstimmung zugelassen. Mit dieser Praxis konnten die Burschen bereits Samstagabend wieder nach Hause fahren. Vertreter der gemäßigten konservativen Burschenschaften haben nun angekündigt den Verband verlassen zu wollen.