Da hilft der Nazi gerne

geschrieben von Ernst Antoni

5. September 2013

Ein rassistisches Pamphlet, gefolgt von einer Hausdurchsuchung

März-April 2013

»Hallo multikulturell bereicherte Kanaken- und Judenbüttel«. So die Überschrift über einem auf einer Schreibmaschine geschriebenen Pamphlet, in dem dann so weitergetönt wird. Ein Nazi-Drecksblatt halt. Echt krank. Merkt der Dümmste, meint man.

Das Pamphlet wurde per Post versandt. An unterschiedliche Adressen. Mit Absendernamen. Auch diese unterschiedlich. Auf einem Brief stand der Name des KZ-Überlebenden Martin Löwenberg. Auf einem anderen der eines Mitarbeiters des antifaschistischen Dokumentationsarchivs a.i.d.a. Und auf wieder einem anderen der von Walter Listl, dem Sprecher der DKP Südbayern.

Antifaschisten und Antirassisten alle drei und nicht nur in ihren eigenen Umfeldern lange bekannt für einschlägiges Engagiert-Sein. Alle waren und sind irgendwie auch »Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens« und – nicht zuletzt, weil im politischen Spektrum doch eher links zu orten – zuständigen Behörden als solche wohl kaum unbekannt.

Bei letzterem, dem DKP-Sprecher, der vor allem auch im »Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus« aktiv ist und seit langem bei den Protesten gegen die alljährlich in München stattfindende NATO-»Sicherheitskonferenz« dabei, wollten diese Behörden es nach dem ominösen Postversand nun doch genauer wissen: Hausdurchsuchung nach einer Schreibmaschine, auf der das rassistische Pamphlet hätte verfasst werden können. Weil keine zu finden war, wurden an deren Stelle ein Terminkalender und ein Telefonverzeichnis mitgenommen. Man weiß ja nie…

Da lacht der Nazi und der Laie wundert sich. Irgendwer muss das ja angeordnet haben. Ist solch ein Ausmaß behördlicher Stupidität vorstellbar? Wenn nicht, ist eine gewisse Angst angebracht – ohne den Fall gleich mit den todbringenden Täter-Opfer-Verwechslungen bei einstigen »Döner-Mord«-Fällen gleichsetzen zu wollen.