»Das Dritte Reich«

geschrieben von Ulrich Schneider

5. September 2013

Reprint einer Broschüre von Heinrich Vogeler und Johannes R.
Becher

Mai-Juni 2013

Bestellungen für den Reprint über das Bundesbüro. (Einzelexemplare: 8 Euro + 1 Euro Porto, 5 Exemplare: 25 Euro + Porto, 10 Exemplare: 50 Euro portofrei)

Von den verschiedenen Beispielen antifaschistischer Flugschriften und Publizistik aus den ersten Jahren der faschistischen Herrschaft hebt sich der hier anzukündigende Reprint »Das Dritte Reich« deutlich ab. Diese Broschüre versucht nicht, mit mehr oder weniger deutlichen Worten auf die Verbrechen des deutschen Faschismus in dieser Zeit hinzuweisen, sondern sie arbeitet allein mit den Mitteln der Grafik und der Lyrik, mit Zeichnungen des Worpsweder Malers Heinrich Vogeler und mit Versen von Johannes R. Becher. Es war im Frühjahr 1934, als Heinrich Vogeler und Johannes R. Becher im Moskauer Verlag »Zwei Welten« diese kleine Sammlung von Zeichnungen und Versen vorlegten. Beide Künstler waren aus unterschiedlichen Gründen in die Sowjetunion gekommen. Vogeler war bereits im Jahre 1931 in die Sowjetunion übergesiedelt. Becher verließ Deutschland im Gefolge der Machtübertragung an die deutschen Faschisten. Als Vorsitzender des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller war er im Visier der faschistischen Verfolger. Nach kurzen Zwischenstationen in der Tschechoslowakei, der Schweiz und Frankreich ging er im Sommer 1933 in die Sowjetunion ins politische Exil. Nun waren beide als Antifaschisten in diesem Land und versuchten mit ihren Mitteln, einen Beitrag zum antifaschistischen Kampf gegen die Naziherrschaft zu leisten. Vogeler hatte schon in den 20er Jahren mit Gemälden, Komplexbildern und anderen Arbeiten für die KPD, die Internationale Rote Hilfe bzw. die MOPR seine malerischen Fähigkeiten in den Dienst der politischen Aufklärungsarbeit gestellt.

Im Stile der Holzschnitte von Frans Masereel gestaltete Vogeler für diese Broschüre 34 schwarz-weiß Zeichnungen, in denen – ergänzt durch die Verse von Johannes R. Becher – Alltagssituationen, Widerstand und Verfolgung im »Dritten Reich« nachgezeichnet werden. Die Bilder waren sicherlich nicht von hoher künstlerischer Qualität, auch die Verse von Becher lassen nur wenig von dem Tiefgang vieler anderer seiner Gedichte spüren. Es waren vielmehr einfache Bilder und Texte, die vornehmlich eine agitatorische Funktion erfüllen sollten. Auf den ersten Blick sollten die Betrachter das Wesentliche erfassen können. Verse und Zeichnungen dürften im dialogischen Prozess zwischen Becher und Vogeler entstanden sein.

Der Reichstagsbrand oder die Vorgänge um den 1. und 2. Mai 1933 finden sich ebenso wieder wie die vielfältigen Formen des faschistischen Alltagsterrors. In den letzten sieben Illustrationen zeichnet Vogeler ein Bild des antifaschistischen Widerstands, wie er vom Exil aus gesehen wurde. Dabei legten Vogeler und Becher in diesen Bildern und Texten auch ihre Hoffnung. So lautet die Botschaft im letzten Bild vor dem Hintergrund eines skizzierten Thälmann-Portraits »Es lebe die kämpfende Einheitsfront«. Auf diese Weise entstanden plakative Text-Bild-Kombinationen, die auch für den weniger belesenen Betrachter sofort eingängig waren. Einige der Blätter fanden sich später in illegalen antifaschistischen Flugschriften und Broschüren oder auch als Klebezettel.

Mit der Neuauflage dieses Reprints soll ein kleiner Beitrag zur Erinnerung an den antifaschistischen Widerstand geleistet werden, der – in diesem Fall – auch vom Exil aus unterstützt wurde.