Das »Provisorium« ist beendet

geschrieben von Hans Canjé

5. September 2013

Neubau der »Topographie des Terrors« in Berlin
übergeben

Mai-Juni 2010

Prof. Dr. Andreas Nachama, Geschäftsführender Direktor der Berliner Stiftung Topographie des Terrors, kann aufhören, die Tage bis zur Vollendung des Neubaus des Dokumentationszentrum auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Albrecht-Straße zu zählen. Er ist vollendet. Das jahrelange Wirken im »Provisorium« ist vorbei. Am 6. Mai, am Vorabend des 65. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus, wurde mit einem Festakt und einer Rede des Bundespräsidenten der Neubau auf dem »verfluchten Gelände« feierlich seiner Bestimmung übergeben. Hier, wo sich in den Jahren der faschistischen Herrschaft die Mordzentralen der SS, der Gestapo und des Sicherheitsdienstes (SD) befanden, ist nun auf dem 4,5 Hektar großen Gelände zwischen Wilhelm- und Niederkirchnerstraße der »einzige noch erhaltene Ort der Täter« in der Hauptstadt fertig gestellt.

Ein fast unendlicher, mit vielen Peinlichkeiten gepflasterter Weg der Verdrängung und Verleugnung ist beendet. Über 20 Jahre sind vergangen, seit Bürgerinitiativen die ersten, vom Staatsschutz misstrauisch beäugten Schritte unternahmen, das Gelände »zum Sprechen« zu bringen. So manch einer, der das Sagen hatte im Lande, war daran gar nicht interessiert. Denn, so sagte Prof. Dr. Nachama einmal im antifa-Gespräch, »das ist ein Ort, an dem eine Frage gestellt wird, die Frage nach den Tätern. Hier werden Fragen gestellt, etwa die, wie konnte es dazu kommen?« Die Auseinandersetzung mit diesem Ort und seiner Geschichte war somit, wie es der Internationale Beirat der Stiftung im März 2004 beschrieb, »Ausdruck der Bereitschaft der Deutschen, die Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen und derer, die sie begangen haben, zum Gegenstand öffentlicher Erinnerung zu machen.«

Der lichtdurchflutete Bau, durch dessen Glasfassade das Gelände nach allen Seiten einsehbar ist, bietet den Mitarbeitern der Topographie ordentliche Arbeitsbedingungen. Den Besucher, in den vergangenen Jahren waren es im Schnitt immer an die 500.000, erwarten Räume für Dauer- und Wechselausstellungen, Seminarräume, Bildschirmplätze, die Bibliothek, der nun überdachte Ausstellungsgraben mit der Dauerausstellung »Berlin 1933 – 1945« und ein jetzt ganz erschlossenes Gelände, das auf 15 Stationen die Geschichte des Ortes »zum Sprechen« bringt.