Der Peršmanhof

geschrieben von Gerald Netzl

5. September 2013

Vom Widerstand der Kärtner Partisanen

März-April 2013

Auf dem Vorplatz des Museums steht ein Denkmal als Symbol für den Widerstand der Kärntner Partisanen.

Geöffnet hat das Museum von Mai bis Oktober von Freitag bis Sonntag von 10:00-18:00 Uhr.

www.persman.at

Der Reichsgau Kärnten im Zweiten Weltkrieg. Die Kärntner Sloweninnen und Slowenen sind für die Nazis ein großes Feindbild, stehen sie doch, ohne es zu wollen, als autochthon fremdsprachige Gruppe von Reichsbürgern dem Ziel »Ein Volk – ein Reich – ein Führer« im Wege. 1942 beginnt ihre systematische Aussiedelung, zum Teil Deportation in Konzentrationslager. Aus der Bevölkerung heraus wird Widerstand geleistet, Partisanen organisieren und bewaffnen sich. Ein wichtiger Stützpunkt ist für sie der sogenannte Peršmanhof nahe Eisenkappel, einer der größten Bauernhöfe in dieser Gegend.

Am 25. April 1945 stürmt ein Kommando des SS- und Polizeiregiments 13 den Peršmanhof. Die Partisaninnen und Partisanen haben sich längst in die Wälder zurückgezogen. Elf Zivilisten werden von dem Kommando ermordet – sieben Kinder und vier Erwachsene. Drei Kinder überleben schwer verletzt. Der Peršmanhof wird niedergebrannt. Nach dem Krieg wird der Bauernhof wieder aufgebaut. Mit der Aufarbeitung der Geschichte der Kärntner Partisanen wurde in Österreich hingegen erst sehr spät begonnen.

Das historisch Bedeutsame und Einzigartige am Widerstand der Kärntner Partisanen ist, dass er der einzige militärische Widerstand von Deutschen auf dem Gebiet des Deutschen Reiches war. Sie zählten zur »OF« (Osvobobodilna fronta = Befreiungsfront) und waren Teil von Titos Volksbefreiungsarmee.

Im Juni 2012 wurde dreißig Jahre nach Eröffnung der ersten Ausstellung im Peršmanhof eine neue, zeitgemäße Ausstellung eröffnet. So finden die Besucherinnen in drei Räumen nun eine moderne, zeitgeschichtliche Ausstellung mit Film- und Hörstationen. Gezeigt werden die Geschichte von 1900 bis 1938, die Deportationen, der Partisanenwiderstand und der Peršmanhof als Ort des Massakers. Es gibt keine Beschwörung einer unrealistischen Partisanenromantik, gezeigt wird der brutale Kampf ums nackte Überleben in einer unwirtlichen, harten Umwelt. Die erste Ausstellung hatte eine vorwiegend militärhistorische Perspektive, Berichte von Zeitzeugen fehlten. Wurde diese noch besonders von Menschen mit direktem persönlichem Bezug zum Partisanenkampf besucht, wächst seit Jahren der Anteil von Besuchern, bei denen dies nicht der Fall ist. Die neue, durchgängig zweisprachige Ausstellung soll die Lesbarkeit für beide Gruppen gewährleisten. Neue Dokumente und wissenschaftliche Erkenntnisse wurden eingearbeitet. Die große Bedeutung der Frauen für den Partisanenkampf wird gewürdigt. Frauen und Männer galten in allen Belangen als grundsätzlich gleichberechtigt.

Das Zustandekommen des »neuen« Museums auf Anregung von Verein/Društvo Peršman und Verband der Kärntner Partisanen/Zveza koroških partizanov ist der Arbeit und den Spenden vieler Menschen sowie der Förderung von Bundesstellen zu verdanken. Das Interesse ist groß: Allein im zweiten Halbjahr 2012 wurden über 1.500 Besucherinnen begrüßt.

Wer einen Besuch macht, sollte zur Vorbereitung »Engel des Vergessens« von Maja Haderlap lesen. Eine Familiengeschichte, zugleich Zeit-, Heimat- und Entwicklungsroman, in der ein Mädchen, zunächst von Großmutter und Vater und deren Grenzlandschaftsschicksal im slowenischen Kärnten geprägt, den Weg ins Freie, sowohl real wie im übertragenen Sinn, sucht und findet. Zwar ist der Krieg vorbei, aber in den Köpfen der slowenischen Minderheit, zu der die Familie gehört, ist er noch allgegenwärtig. In den Wald zu gehen hieß eben nicht nur »Bäume zu fällen, zu jagen oder Pilze zu sammeln«. Es hieß, sich zu verstecken, zu flüchten, sich den Partisanen anzuschließen und Widerstand zu leisten. Wem die Flucht nicht gelang, dem drohten Verhaftung, Tod, Konzentrationslager. Die Erinnerungen daran gehören für die Menschen so selbstverständlich zum Leben wie Gott.