Die eigene Zuversicht gestärkt

geschrieben von Gerhard Hoffmann

5. September 2013

Das vierte Treffen der Nachkommen in Buchenwald

Mai-Juni 2013

Der Wortlaut der Erklärung findet sich unter: www.lag.vvn-bda-ffo.de

Am 14. April 2013 reichten die Plätze im Kinosaal der Gedenkstätte Buchenwald nicht aus, um alle Interessierten am 4. Treffen der Nachkommen aufzunehmen. Von der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora (LAG) eingeladen, kamen zu diesem, inzwischen zur Tradition gewordenen Treffen ehemalige Häftlinge, Hinterbliebene und Nachkommen von Häftlingen, Antifaschistinnen und Antifaschisten. Gewidmet war die Zusammenkunft aus Anlass des 68. Jahrestages der Selbstbefreiung der Häftlinge dem solidarischen antifaschistischen Widerstand bei Ankunft der Massentransporte sowjetischer Kriegs- und Zivilgefangener 1943 in Buchenwald.

Bereits am Vortag wurde an den Fundamenten des ehemaligen Pferdestalls der Ermordung von über achttausend sowjetischen Kriegsgefangenen gedacht. Zitate aus Zeitzeugenberichten erinnerten an die Mordorgien der SS in der Genickschussanlage, zugleich an das solidarische Verhalten der Häftlinge gegenüber den sowjetischen Kameraden.

Fotos ehemaliger deutscher Häftlinge des KZ Buchenwald und einiger ihrer Kameradinnen und Kameraden aus der Sowjetunion stimmten das Gedenken ein. Professor Heinrich Fink, Vorsitzender der VVN-BdA, eröffnete das diesjährige Treffen, an dem auch Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates deutscher Sinti und Roma, Vertreter der Jüdischen Gemeinde, die Bundestagsabgeordneten der Fraktion Die Linke Kersten Steinke und Jens Petermann, der Vorsitzende des Fördervereins Buchenwald e.V. Dr. Volkhardt Germer und Abgesandte der Botschaft Russlands in der BRD teilnahmen. In seiner Begrüßung erklärte der ehemalige Häftling Nummer 22514 und jetzige Vorsitzende der LAG, Günter Pappenheim, dass im Lager die Solidarität ein bedeutsames Überlebensmittel war. Bezug nehmend auf die Aktualität des Schwurs von Buchenwald bezeichnete er es als zynische Verharmlosung des Faschismus und schwere Beleidigung der Opfer, wenn Neofaschismus heute schnoddrig als Dummheit bezeichnet werde, die sich nicht verbieten lasse, um damit zu rechtfertigen, weshalb die Bundesregierung keinen Antrag zum Verbot der NPD stelle. Das sei verordneter Anti-Antifaschismus. In seinem Grußwort würdigte der Bürgermeister der Stadt Weimar, Peter Kleine, kontinuierliches Gedenken in dieser Form als wichtig und bedeutsam für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Mit einem an historischen Fakten reichen Referat benannte der Historiker Dr. Jens Binner Hintergründe und Zusammenhänge für den ungeheuerlichen faschistischen Terror gegen sowjetische Kriegs- und Zivilgefangene in der Sowjetunion und in den KZ. Diese sachliche Darstellung unterlegte der ehemalige Häftling Boris Romantschenko mit dem emotional beeindruckenden Bericht über sein Erleben in Buchenwald und im KZ Mittelbau-Dora. Boris Romantschenko gehörte einer Gruppe ehemaliger Häftlinge aus der Ukraine, Belarus und Russland an, die auf Einladung der LAG an dem Treffen der Nachkommen teilnahmen. Bertrand Herz, Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos, verwies in seinem Grußwort auf den hohen Wert der internationalen Solidarität, die den sowjetischen Kriegs- und Zivilgefangenen entgegengebracht wurde. Ottomar Rothmann, Ehrenbürger der Stadt Weimar, ehemaliger Häftling Nummer 6028, sprach über seine Erinnerungen an das Eintreffen der ersten weiblichen Häftlinge aus der Sowjetunion im KZ Buchenwald, was im Häftlingslager eine Welle der Solidarität auslöste. Mit klarer, kräftiger Stimme sprach der heute fast Zweiundneunzigjährige von der unglaublichen Kraft einer freundlichen Geste gegenüber den hungernden, gequälten, gedemütigten Frauen. Das solidarische Verhalten gegenüber den Frauen habe zugleich die eigene Zuversicht gestärkt im Kampf gegen die Faschisten. Lena Sarah Carlebach las erschütternde Aussagen von Frauen aus der Sowjetunion, die als Zwangsarbeiterinnen in das KZ Buchenwald verschleppt und von dort zu schwerster Arbeit in Außenlager kommandiert wurden. Einer zum Abschluss des 4. Treffens der Nachkommen in deutscher und russischer Sprache vorgetragenen Erklärung stimmten die Anwesenden mit starkem Beifall zu.