Die FIR zog Bilanz

5. September 2013

Gespräch mit Dr. Ulrich Schneider, Generalsekretär der FIR

Nov.-Dez. 2007

• Womit hat sich der 14. Kongress der FIR beschäftigt?

Das Wichtigste in der Bilanz, die auf dem Kongress gezogen wurde war, dass es uns mit der Öffnung der FIR für nachgeborene Generationen gelungen ist, unsere Förderation als lebendige und aktive Organisation im Kampf gegen Neofaschismus, Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit – für Frieden, Demokratie und soziale Rechte zu profilieren. Wir konnten in den letzten drei Jahren trotz geringer finanzieller und personeller Kapazitäten eine lebendige Organisation erhalten und weiterentwickeln. Aktuell gehören der FIR über 50 Organisationen und Verbände aus 24 europäischen Ländern und Israel an. Damit sind wir die größte internationale Organisation ehemaliger Kämpfer gegen den Faschismus, Deportierter und Verfolgter des Naziregimes und Antifaschisten heutiger Generationen.

• Was waren und sind die politischen Schwerpunkte der FIR?

Wir beziehen Stellung zu den politischen Fragen der Zeit. Von großer Bedeutung und entsprechender internationalen Resonanz war unsere politische Erklärung zur wachsenden Gefahr extrem rechter Kräfte in Europa. Unsere Situationsbeschreibung, die Forderungen und die Appelle zu Initiativen auf europäischer Ebene wurden gehört.

Nicht nur die NPD in Deutschland, auch in vielen anderen europäischen Ländern erleben wir eine erschreckende Zunahme extrem rechter Kräfte und Organisationen. Die Initiativen der Mitgliedsverbände auf nationalen Ebenen ergänzen wir durch Impulse, die gemeinsames Handeln in Europa gegen Neofaschismus und Rassismus, gegen Antisemitismus und Xenophobie fördern sollen.

• Stichwort Europa: An dem Wochenende, als der FIR-Kongress stattfand, tagten die europäischen Staats- und Regierungschefs in Portugal und verabschiedeten einen neuen Text einer europäischen Konvention. Wie steht die FIR dazu?

Ein einiges Europa, das auf den Traditionen des antifaschistischen Kampfes der Anti-Hitler-Koallition basiert und soziale Rechte und Freiheiten der Menschen fördert, hat unsere volle Unterstützung. Ein Europa aber, das nur die Freiheit der Wirtschaft und des Geldes regelt, das versucht, mit militärischer Macht seinen Interessen durchzusetzen, ein solches Europa wird von uns abgelehnt.

• Wie sieht die FIR als Organisation gegenwärtig aus?

Sie ist sicherlich keine monolithische Organisation. So vielfältig, wie die Zugänge zum Antifaschismus in der Vergangenheit waren, so politisch unterschiedlich sind die Mitgliedsorganisationen. Allein in Griechenland haben wir sieben Verbände, von denen vier der kommunistischen Partei nahe stehen, während sich zwei der PASOK zugehörig fühlen. Dies drückte sich auch in den Beiträgen der Delegierten auf dem Kongress aus. Aber trotz aller Unterschiede in den politischen Einschätzungen haben wir uns gerade in unseren öffentlichen Erklärungen bemüht, politische Klarheit unter Berücksichtigung der unterschiedlichen politischen Ausrichtungen unserer Organisationen herzustellen. Das ist nicht immer einfach, aber die breite Akzeptanz zeigt, dass dies der richtige Weg ist.

• Welche Aufgaben stellt sich die Förderation in der nächsten Zeit?

Während wir im Jahr 2006 und 2007 Tagungen in den Räumlichkeiten des Europäischen Parlaments organisierten, haben wir uns für das Frühjahr 2008 die anspruchsvolle Aufgabe vorgenommen, gemeinsam mit dem »Institute des Veterans« in Belgien und den nationalen Mitgliedsverbänden ein Internationales Jugendtreffen in Buchenwald zu organisieren. Bislang wird diese Planung unterstützt von unseren Mitgliedsorganisationen aus Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Russland und Ungarn. Wir wollen 1.000 europäische Jugendliche zum Gedenken an die Selbstbefreiung mobilisieren.

Eine anspruchsvolle Aufgabe, aber sie zeigt, dass die FIR ihr politisches Gesicht der Jugend zuwendet.