Eine überflüssige Debatte?

geschrieben von Conrad Taler

5. September 2013

Zu Peter C. Walthers »Plädoyer für
Bündnisbreite«

Juli-Aug. 2008

In seinem »Plädoyer für Bündnisbreite« hat Peter C. Walther seinen Standpunkt, Antifaschismus müsse nicht antikapitalistisch sein, so überzeugend begründet, dass sich eigentlich jedes weitere Wort erübrigt. Er stimmt mit den geschichtlichen Erfahrungen und mit der Beschlusslage der VVN-BdA überein. Die ganze Debatte über dieses Thema ist überflüssig. Ihre Urheber erinnern mich an einen Bekannten, dessen Weltbild zusammenbrach, als er vor Jahren an der Heckscheibe eines Mercedes die blaue Plakette mit der weißen Friedenstaube entdeckte, so als ob das Symbol der Friedensbewegung nur an eine klapprigen »Ente« gehörte.

Wer heute die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten in eine Debatte über die Frage verstrickt, wer sich zu recht Antifaschist nennen darf und wer nicht, der hängt ihr einen Mühlstein um den Hals. Er denkt in den Kategorien jener Leute, die so voller Misstrauen steckten, dass sie in jedem Parteifreund, der den Faschismus im Westen überlebt hatte, einen Agenten kapitalistischer Geheimdienste witterten. Aber im Gegensatz zur Definition des »Kleinen Politischen Wörterbuchs« der DDR war der Antifaschismus eben keine »anti-imperialistische Volksbewegung«, und er war auch kein »Teil des internationales Klassenkampfes«; dann hätte nämlich Thomas Mann, der tief im Bürgertum verwurzelt war, niemals zu den Antifaschisten gezählt werden dürfen. Ein absurder Gedanke.

Für den unvergessenen Alfred Hausser war die Toleranz »eines der großen Erlebnisse aus der Haft«. In seiner undogmatischen Gradlinigkeit brachte er alles auf den Punkt: »Wir waren zerstritten und haben deshalb verloren«. Man müsse den anderen in seiner Weltanschauung, in seinen religiösen Gefühlen tolerieren, ob man sie sich selbst zu Eigen macht oder nicht, sei nicht die Frage. Das gemeinsame Bekenntnis zum Antifaschismus müsse höher stehen als jede Parteiräson.

Hört auf den einstigen Ehrenpräsidenten der VVN-BdA und macht Schluss mit dieser absurden Debatte!