El pueblo unido

geschrieben von Ulrich Schneider

5. September 2013

Chile-Solidarität heute mit neuen sozialen Bewegungen

Mai-Juni 2012

Wohl niemand in der antifaschistischen Bewegung vergisst die vielfältigen und eindrucksvollen Zeichen der politischen Solidarität, nachdem der gewählte Präsident Salvador Allende am 11. September 1973 von der Militärjunta gestürzt und das Land einer faschistischen Diktatur unterworfen wurde. In der BRD und der DDR entwickelten sich Solidaritätskomitees, verfolgte Antifaschisten fanden Asyl, politische und materielle Hilfe wurde organisiert.

Nun stand Chile im Frühjahr dieses Jahres erneut im Blickpunkt der demokratischen Öffentlichkeit – doch diesmal ging es um eine Solidarität mit der wohl größten Massenbewegung der letzten Jahre in Chile, den Kämpfen der Studenten und der Gewerkschaften gegen das Bildungssystem. Studierende besetzten hunderte Universitäten und Schulen, organisierten Großdemonstrationen, zu denen auch alle linken Gewerkschaften aufriefen, und forderten ein sozial gerechteres Bildungssystem. Mehr als 150.000 Studierende beteiligten sich aktiv an diesen Kämpfen. Und es geht in Chile um mehr als nur eine Reform der Bildung, es geht um die Veränderung der Gesellschaft.

Darüber berichteten die Studentinnen Camila Vallejo und Karol Cariola sowie der Metallgewerkschafter Jorge Murúa auf einer knapp zweiwöchigen Rundreise auf Einladung der GEW und der Rosa-Luxemburg-Stiftung in elf deutschen Städten. Zu den Veranstaltungen kamen gut 4000 Besucher, die mit großem Interesse den Ausführungen über die Kämpfe im heutigen Chile folgten, aber auch viele Fragen über die Aufarbeitung der faschistischen Diktatur stellten. Sicherlich trug dazu auch die Arbeit der Übersetzerin Ruth Kries bei, deren Mann Dr. Hernandez Henriquez während der Pinochet Diktatur ermordet wurde.

Selbst die bürgerlichen Medien nahmen diese Delegation als »Event« wahr. In der überregionalen Presse, der FAZ, der TAZ, der Süddeutschen Zeitung, dem Spiegel und anderen fanden sich längere Interviews, in denen insbesondere Camila Vallejo als »Ikone der chilenischen Protestbewegung« (Die Zeit) vorgestellt wurde.

Dass es bei diesen Veranstaltungen und vor allem für deren Besucher um mehr als Informationen über soziale Kämpfe ging, machte die Stimmung an vielen Orten deutlich. Nach den Vorträgen und Diskussionen erklangen – teilweise unterstützt durch die Gruppe »Musikandes« – chilenische Lieder, die die antifaschistische Bewegung auch in den 70er Jahren begleitet hatten: »Venceremos« und »El pueblo unido«. Und so verbinden sich antifaschistische Solidarität und soziale Bewegungen auch heute.