„Erde der Brüderlichkeit“

geschrieben von Regina Girod, Jordi Banque

5. September 2013

Ein internationaler Verband bewahrt und pflegt antifaschistisches Erbe

Sept.-Okt. 2006

Am 30. September 2006 führen der Verein „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936 – 1939“ und der Bundesausschuss der VVN-BdA in Berlin eine Festveranstaltung zum 70. Jahrestag der Gründung der Internationalen Brigaden durch. Sie findet um 15:00 Uhr im Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz statt. Anschließend wird um 19:00 Uhr am Spanienkämpferdenkmal in Berlin-Friedrichshain, Friedensstraße, der Spanienkämpfer gedacht.

Die Vereinigung französischen Rechts „Erde der Brüderlichkeit“ wurde 1994 gegründet. Sie hat sich die Aufgabe gestellt, an den geschichtlich einmaligen Einsatz internationaler Freiwilliger für die Verteidigung von Freiheit und Demokratie in Spanien 1936 – 1939 zu erinnern, ebenso an den Kampf der französischen Résistance und jede Form internationalen antifaschistischen Widerstandes. Die Beispiele von grenz- und nationenüberschreitender Solidarität und menschlichem Einsatz, die in den Jahren1936 bis 1975 (dem Jahr von Francos Tod) auf beiden Seiten der Pyrenäen geschaffen wurden, sollen im Gedächtnis der Völker bewahrt werden. Damit will die Vereinigung zugleich Freundschaft, Solidarität und Zusammenarbeit von Menschen verschiedener Länder heute, im Geiste eines „Europas von unten“ befördern.

Ein Schwerpunkt der Arbeit von „Erde der Brüderlichkeit“ war in den letzten Jahren die Realisierung eines Projektes der Europäischen Union. Daran beteiligen sich, koordiniert durch den Verband, 21 Städte und Gemeinden aus dem Gebiet der Ebroschlacht, auf spanischer Seite der Ariege und auf französischer Seite der Pyrénées Orientales. Auf der Grundlage historischer Forschungen wurden hier Orte des Widerstandes originalgetreu rekonst­ruiert, zum Beispiel: Stätten der Ebroschlacht, Lager des Maquis in den Pyrenäen, Schleichwege zum illegalen Grenzübertritt, die von den geheimen Organisationen des Widerstandes und zur organisierten Flucht von Kämpfern der Interbrigaden und verfolgter jüdischer Menschen genutzt wurden, Fallschirmabsprungplätze, Internierungsstätten oder Internierungslager, aber auch eine Geburts- und Frauenklinik.

Im Rahmen dieses Projektes, das zu dem Programm INTEREG III / A gehörte, wurde, so eine interessante und breite Infrastruktur von Gedenkstätten, Museen, Wanderrouten, Herbergen, sowie zahlreiche Möglichkeiten für persönliche Kontakte und Betreuung geschaffen. So können sich interessierte Bürger und Touristen heute mit der Geschichte, dem Leben, und der Kultur dieser Region vertraut machen. Die Thematik „Interbrigaden und Résistance“ bildet dabei einen besonderen Schwerpunkt.

Zu den aktuellen Projekten des Verbandes „Erde der Brüderlichkeit“ gehört die Aufforstung und Gestaltung eines Areals von Pinienbäumen auf dem Territorium der Ebroschlacht, in der Nähe der Gemeinde Fatarella. Hier soll ein Ehrenhain zur Würdigung der Interbrigadisten aus fünf Kontinenten und mehr als 50 Ländern der Erde entstehen. Den Pinienbäumen werden Gedenktafeln mit Namen und Herkunftsland der internationalen Kämpfer zugeordnet. Für die Arbeit an diesem Projekt, das auch der Aufforstung des durch Waldbrände beschädigten Hains dient, sollen insbesondere jugendliche Teilnehmer aus der EU gewonnen werden.

Es ist geplant, das Projekt der Europäischen Union, nunmehr Im Rahmen des neuen Programms INTEREG III / B, weiter zu führen. Für die Beteiligung daran können sich auch Städte und Gemeinden der Bundesrepublik Deutschland bewerben, die sich dem Anliegen der bereits beteiligten französischen und spanischen Kommunen verbunden fühlen. Dabei könnte es zum Beispiel um die Bewahrung der Erinnerung an deutsche Teilnehmer der Internationalen Brigaden, der französischen Résistance, oder generell des antifaschistischen Widerstandskampfes gehen, die aus diesen Städten oder Gemeinden stammten.