Erinnern heißt leben

geschrieben von Hannelore Rabe

5. September 2013

Erfahrungen der Rostocker VVN-BdA

April-Mai 2012

Gedenke – aber vergiss nicht« – so könnte man ein jüdisches Sprichwort übersetzen. Anders sieht das wohl die FDP, die uns jüngst über die Presse aufforderte, »…endlich einmal damit aufzuhören, die Opfer der Shoa für linkspazifistische Ziele zu missbrauchen.« Wir wurden aufgefordert, »beim Gedenken, Verbindungen zu anderen Ereignissen in der Welt zu unterlassen«. Doch gerade die werden wir auch in Zukunft herstellen. Gemeinsam mit unterschiedlichen Gruppen junger Menschen, mit dem Friedensbündnis, der jüdischen Gemeinde und anderen Einwohnern. Zusammen haben wir verhindert, dass Rostock zur »Heinkelstadt« erklärt wurde, dass eine geschichtsverfälschende Heinkel-Ausstellung geschlossen und durch eine sachliche ersetzt wurde. Gemeinsam haben wir auch die Neofa- und die Ehrenberg-Ausstellung präsentiert. An unseren traditionellen Veranstaltungen im Januar, Mai und September nehmen Jahr für Jahr mehr Jugendliche teil. Immer öfter werden wir von ihnen in den »Bildungskeller« der Uni oder das »Peter-Weiss-Haus« zu Diskussionen eingeladen. Unsere Basisorganisation erarbeitete Flyer zu den antifaschistischen Gedenkorten der Stadt und veröffentlichte eine Informationsbroschüre über die auf dem Rostocker Friedhof beigesetzten Opfer des Faschismus. Der Verein »Soziale Bildung e.V.« hat soeben mit unserer Beteiligung die Broschüre »Rostock unterm Hakenkreuz« herausgeben. Zu den darin beschriebenen Orten sowie zu den Stolpersteinen werden Jugendliche Führungen anbieten. Seit Jahren pflegt unsere Basisorganisation Kontakte zu ehemaligen KZ-Häftlingen aus Rostow am Don, Ljubljana, Warschau, Barcelona, Dänemark und London. Konnten sie uns anfangs persönlich von ihrem Leben als Zwangsarbeiterinnen, Partisanen, KZ- Häftlinge und Emigranten berichten, bleiben uns heute nur Briefe, Berichte und Fotos. Immer beliebter werden die von uns gemeinsam mit Jugendlichen organisierten Tagesfahrten zu antifaschistischen Gedenkorten der Umgebung. Wegen des wachsenden Interesses von jungen und älteren Rostockern müssen wir inzwischen größere Busse bestellen. Natürlich sprechen wir auf den Fahrten auch über die Ursache von Kriegen damals und heute. Denn darauf, diese Verbindungen aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu ziehen, kommt es uns beim Gedenken an.