Friederich, der Wüterich

geschrieben von Sophia Katz

5. September 2013

Ein muskalischer Abend zum Thema Rechtsentwicklung

Sept.-Okt. 2012

Kontakt: Weber-Herzog-Musiktheater

Telefon: 030 – 2297591

zauberfloete@alice.de

Wilhelmstrasse 58, 10117 Berlin

Der Friederich, der Friederich,

das ist ein arger Wüterich.

Er fängt die Fliegen in dem Haus

und reißt ihnen die Flügel aus.

Er schlägt die Mäus‹ und Vögel tot.

Die Katzen leiden große Not.

Doch geht er nie auf Stärkre los,

nur Schwache quält er mitleidslos.

So beginnt nach einem kleinen Vorspiel die Musikalische Satire Friederich, der Wüterich – ein Stück über die zunehmende Rechtsentwicklung in unserer Gesellschaft von Christa Weber (Text) und Christof Herzog (Musik). Auf der Bühne agieren acht engagierte Schauspieler und Schauspielerinnen, die singend, spielend und rappend, mit Zitaten aus dem ›Struwwelpeter‹ und ›Max und Moritz‹ die ›Streiche‹ einer Nazi-Gruppe erzählen. Mit ganz einfachen Theatermitteln und wenig Requisiten stellen sie zum Beispiel den Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft dar:

Da steht ein Asylantenheim,

das nehmen sie in Augenschein.

Sie zünden sich ein Hölzlein an,

und werfen‹s in den Hauseingang.

Oder den Mordanschlag auf Silvio Meier:

Und mit Brüllen und Geschrei

stechen sie auf Silvio ein.

In der Zeitung stand zu lesen,

Silvios Freunde sind‹s gewesen,

hätten seinen Tod verschuldet,

weil sie Friedrich nicht geduldet.

Sie nehmen faschistoides Gedankengut in unserer Gesellschaft unter die Lupe und die heutigen geistigen Wegbereiter des Friederichs. Eine Szene spielt im Nazihimmel. Der Türke Halit Yozgart (einer der sogenannten »Döner-Mord«-Opfer) hat sich dorthin verirrt. Er wird vom Nazigott wutschäumend und fluchend vertrieben, während Uwe Mundlos, der von seinen »guten Taten« (»Verzierungen« an jüdischen Friedhöfen, Banküberfällen und Sprengstoffanschlägen, Vertreibung von landfremden Schädlingen und roten Zecken) und seinen Helfershelfern in der Politik und bei der Polizei erzählt, wie ein Held und Retter empfangen wird.

In der Szene Justitia geht zum Presseball trainiert ein Staatsanwalt das Flittchen Justitia für die gewünschten Urteile:

STAATSANWALT Dass du mir die Brüder bloß richtig behandelst!

Die Feinen fein, die Rechten recht, die Linken link!

Das Weber-Herzog-Musiktheater besteht aus der Schauspielerin und Autorin Christa Weber und dem Komponisten Christof Herzog. Viele ihrer Produktionen wurden von städtischen oder staatlichen Bühnen nachgespielt.

Das Stück Friederich, der Wüterich entstand nach einem Jahr intensiver Probenarbeit nach vielen Diskussionen und Improvisationen mit sieben engagierten Schauspielern und Schauspielerinnen: Anneli Echterhoff, Jakob Graf, Sinje Ketsch, Susanne Klarnet, Anne-Kathrin Krug, Stef Mockert und Kallin Urbahn.

Die Gruppe freut sich auf Aufführungen in ganz Deutschland, die sie als ihren politisch-künstlerischen Beitrag zur antifaschistischen Arbeit versteht. Sie tritt ohne Gage auf, lediglich Fahrkosten, Spesen und Unterkunft sollten bezahlt werden.