Geburtsstunde des »Dritten Reiches«

geschrieben von Peter Trinogga

5. September 2013

Jan.-Feb. 2008

Vor 75 Jahren, am 4. Januar 1933, beherbergte die am Kölner Stadtwaldgürtel 35 gelegene Villa des Bankiers Kurt Freiherr von Schröder illustre Gäste: Auf Einladung des Hausherrn, der einer der wichtigen Finanziers der Nazis war, traf sich der kurz zuvor als Reichskanzler zurückgetretene Franz von Papen mit Adolf Hitler, Rudolf Heß, dem Chef der SS Heinrich Himmler und Hitlers Wirtschaftsberater, dem Chemieindustriellen Wilhelm Keppler. Ziel dieses Treffens, das nicht zufällig im Haus eines wichtigen Bankiers stattfand, war die Vorbereitung einer Regierung unter Führung der NSDAP mit Hitler als Reichskanzler und die Beseitigung von Hindernissen auf dem Weg dorthin.

Worum es inhaltlich bei dem streng geheimen Treffen ging, schilderte sein Organisator in einer eidesstattlichen Erklärung vor der amerikanischen Untersuchungsbehörde des Nürnberger Gerichtshofs im Jahr 1947: »Die allgemeinen Bestrebungen der Männer der Wirtschaft gingen dahin, einen starken Führer in Deutschland an die Macht kommen zu sehen, der eine Regierung bilden würde, die lange an der Macht bleiben würde…. Ein gemeinsames Interesse der Wirtschaft bestand in der Angst vor dem Bolschewismus und der Hoffnung, dass die Nationalsozialisten – einmal an der Macht – eine beständige politische und wirtschaftliche Grundlage in Deutschland herstellen würden.« 75 Jahre nach dem Treffen in der Villa Schröder, das in der Geschichtswissenschaft als »die Geburtsstunde des Dritten Reiches« bezeichnet wurde, ist es in weiten Kreisen nicht mehr opportun, vom wesentlichen Anteil des Großkapitals an der Errichtung der Nazidiktatur zu sprechen.