Gedenken an Sinti und Roma

geschrieben von Mit Peter Hochmuth, dem Stellvertreter des Vorsitzenden der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald Dora e.V. sprach Gerhard Hoffmann.

5. September 2013

Am 15. April findet in Buchenwald die Befreiungsfeier statt

März-April 2012

Bankverbindung der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e. V.

Berliner Volksbank

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Konto Nr. 7 219 906 000

Kennwort: 15. April 2012

Auf Wunsch werden Spendenbescheinigungen ausgestellt.

anitfa: Wie wird die Lagerarbeits-gemeinschaft Buchenwald-Dora e.V. in diesem Jahr der Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald gedenken?

Peter Hochmuth: Unter der Bezeichnung »Befreiungstag« treffen sich seit 1946 ehemalige Häftlinge in Weimar und Buchenwald, die Lagerarbeitsgemeinschaft [LAG] bereitet die Veranstaltungen würdig vor. Da es immer weniger Zeitzeugen gibt, hat sich der Charakter der Veranstaltungen verändert. Wir führen in diesem Jahr zum dritten Mal ein Treffen der Nachkommen der Buchenwalder durch. Es werden sich ehemalige Häftlinge, Hinterbliebene, Kinder, Enkel, inzwischen schon Urenkel, Mitglieder der LAG und selbstverständlich Antifaschistinnen und Antifaschisten treffen. Günter Pappenheim, selbst ehemaliger Häftling und Vorsitzender der Lagerarbeitsgemeinschaft, wird am 15. April 2012, um 10.30 Uhr im Kinosaal der Gedenkstätte das Treffen eröffnen.

anitfa: Welche inhaltlichen Schwerpunkte werden die Gedenkveranstaltung bestimmen?

Peter Hochmuth: Angesichts zunehmender aggressiver Diskriminierung und Bedrohung der Minderheit der Sinti und Roma in einigen europäischen Staaten – auch in Deutschland – haben wir uns entschlossen, gemeinsam mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, dieser Häftlingsgruppe besonders zu gedenken. Damit wollen wir einen Beitrag leisten, dem verbreiteten Unwissen über den faschistischen Völkermord an dieser Minderheit und dem nicht zu akzeptierenden rassistischen Antiziganismus entgegenzutreten. Zwangsläufig stellt sich ein Zusammenhang zum aktuellen neofaschistischen Terror in Deutschland her und zum eher verhaltenem Reagieren des Staates darauf. Wir werden wieder unsere Stimme mit der Forderung nach einem Verbot der neofaschistischen NPD erheben. Mit unserem Gedenken spannen wir den Bogen zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, in der am Montag, dem 16. April, die Gedenkveranstaltung stattfindet und eine Ausstellung »Von Auschwitz in den Harz. Sinti und Roma im KZ Mittelbau-Dora« eröffnet wird.

anitfa: Können Sie schon Einzelheiten des Programms für das Treffen der Nachkommen nennen?

Peter Hochmuth: Zur Einstimmung werden wir achtzig Namen und, soweit möglich, Fotos deutscher Männer und Frauen, deutscher Sinti und Roma, die Häftlinge des KZ Buchenwald und seiner Nebenlager waren, einspielen. Sprechen werden Günter Pappenheim, Bertrand Herz, Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald, Dora und Kommandos, Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma. Eva Pusztai aus Ungarn, Vizepräsidentin des Internationalen Komitees, wird an Weg und Tod von Sinti und Roma aus dem so genannten Zigeuner-Lager Auschwitz berichten. Mandy Lehmann und Christian Kling aus Heidelberg stellen Lebensbilder von Sinti und Roma in Deutschland vor, zeichnen deren Verfolgung nach und ihre Situation als Häftlinge im KZ Buchenwald und den Nebenlagern. Das ist ein Beitrag des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Heiko Clajus, Weimar, wird das Jugendprojekt »Gedenkweg Buchenwald-Bahn« vorstellen. Ference Snetberger begleitet das Gedenken mit seiner Gitarre. Am von der SS so benannten Zigeuner-Block werden alle der Opfer gedenken.Wir befinden uns aber noch im Prozess der Diskussion, so dass es durchaus Änderungen im Programm geben kann.

anitfa: Welche Unterstützung erfährt die LAG bei der Vorbereitung und Durchführung?

Peter Hochmuth: Wir sind uns einig, dass wir hohen Ansprüchen gerecht werden müssen, wenn wir dem Vermächtnis der Buchenwalder entsprechen wollen. Das Treffen der Nachkommen in diesem Jahr haben wir langfristig vorbereitet und werden dabei durch das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg unterstützt. Das vertrauensvolle Miteinander ist sehr wichtig. Hilfe und Unterstützung erfahren wir auch durch die VVN-BdA. Ebenso hilft uns die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Da wir keinerlei staatliche Zuwendung erhalten, haben wir uns mit einem Spendenaufruf an Abgeordnete des Bundestages und des Thüringer Landtages gewandt. Es gibt einige positive Reaktionen, über die wir uns sehr freuen.