Gegen Ehrabschneidung

geschrieben von Klaus Wilczynski, Berlin

5. September 2013

Zum Beitrag »Einsatz fürs Denkmal« von Gerhard Zwerenz in
»antifa« Juli/August 2007

Sept.-Okt. 2007

Bisher der Überzeugung, dass unsere Zeitschrift »antifa« ein Blatt von und für Antifaschisten ist, gleich welcher politischer Herkunft und ob früher oder später zu Gegnern von alten sowie neuen Nazis geworden, frage ich mich jetzt, ob alle Autoren das begriffen haben.

Ich muss gestehen, dass mich die dümmlich zynische Art, in der Gerhard Zwerenz in der Juli/August-Ausgabe mit den Männern und Frauen des 20. Juli umspringt, sehr empört. In seinem Artikel »Einsatz fürs Denkmal« setzte er faktisch die mutige Tat und den tragischen Tod der Männer und Frauen um Graf Stauffenberg mit den militärischen Einsätzen der Bundeswehr und den daraus resultierenden Verlusten gleich. Als ehemaliger Freiwilliger in einer alliierten Armee während des Zweiten Weltkrieges empfinde ich große Bewunderung und tiefen Respekt für die Leute vom 20. Juli. Nicht umsonst ehrt die Vereinigung meiner ehemaligen Kameraden, DRAFD, alljährlich vor ihrer Jahrestagung im ehemaligen Bendlerblock Stauffenberg und seine Kampfgefährten aus reinem Herzen und fester Überzeugung mit einer Kranzniederlegung an der Stätte ihrer Hinrichtung. Sich von Gerhard Zwerenz sagen lassen zu müssen, die Attentäter hätten Hitlers Krieg geführt, bis sie ihn verloren hatten, um dann aufzustehen, ist Ehrabscheidung und eine dreiste Unverschämtheit.

Viele dieser Leute hatten schon Jahre vorher aus christlicher Überzeugung, aus Erkenntnis der Abscheulichkeit der Naziverbrechen, in der Hoffnung Hunderttausende Leben und die Ehre der Deutschen zu retten, den Sturz Hitlers vorbereitet.

Der Gefahr für Leib, Leben und Familie voll bewusst. Jedenfalls handelten sie. Ihr Aufstand schlug zwar fehl. Aber in Frankreich hatten mutige Offiziere die Gestapo und SS bereits verhaftet. Und ein Mann wie Witzleben prangerte, die Schlinge schon um den Hals, vor dem sogenannten Volksgericht die unsäglichen Verbrechen der Nazis laut und mutig an. Wofür ihn Freisler unflätig beschimpfte.

Und übrigens: Viele Mitglieder des Bundes der Offiziere und der Bewegung Freies Deutschland durchschauten erst in der Gefangenschaft, spät also, das Naziregime, handelten, setzten sogar ihr Leben gegen Hitler ein. Sind nicht auch sie tapfere Antifaschisten? Ganz gleich, wann jemand lernt und daraus die Konsequenz zieht, Hauptsache er lernt.

Gerhard Zwerenz hat offenbar aus der Geschichte des Kampfes gegen die Nazis nichts gelernt.