Gegen extrem rechte Blätter

geschrieben von Axel Holz

5. September 2013

ver.di -Jugend und apabiz-Archiv geben dafür Tips

Juli-Aug. 2012

Die ver.di-Jugend und das Berliner apabiz-Archiv fordern in einer Handreichung zur Auseinandersetzung mit extrem rechten Zeitungen auf und liefern eine wertvolle Medien-Analyse. http://jugend.berlin.verdi.de/nachrichten/aktiv-gegen-extrem-rechte-zeitungen

Die Autoren wenden sich in ihrer Schrift bewusst gegen den in weiten Teilen der Öffentlichkeit benutzten Begriff des Rechtsextremismus, dem ein extremismustheoretischer Ansatz zu Grunde liegt. Deshalb verwenden sie bewusst den Begriff »extreme Rechte«.

Rechte Zeitungen hetzen systematisch gegen Ausländer, Migranten, Antifaschisten, Linke und Gewerkschafter. Gegen das von ihnen verbreitete, menschenverachtende Weltbild stellt die ver.di-Jugend den Wert einer solidarischen Gesellschaft, in der alle frei und selbstbestimmt leben können. Zusammen mit dem Antifaschistischen Presse-Archiv und Bildungszentrum Berlin e.V. (apabiz) veröffentlichte sie jüngst im Internet eine Handreichung, in der Hintergrundwissen und praktische Tips vermittelt werden, um gegen extrem rechte Zeitungen aktiv zu werden

Neben sieben überregionalen Zeitungen werden in der Handreichung auch nationalistische Regionalzeitungen und neonazistische Schüler- und Jugendzeitungen untersucht. Einen Sonderfall stellt das Monatsmagazin »Compact« dar. Die vom Homilius-Verlag mit dem ehemals linken Journalisten Jürgen Elsässer als Chefredakteur herausgegebene Zeitung sei nicht extrem rechts, aber in vielen Artikeln problematisch. Dem Querfront-Anspruch, »demokratische Linke, intelligente Muslime und Islamkritiker, Occupisten und Teaparty-Gänger« zusammenzubringen werde das Magazin nicht gerecht. Auch namhafte Interviewpartner, wie Peter Scholl-Latour, Hans-Olaf Henkel und Wolfgang Bosbach, sorgten nicht für die angekündigte Pluralität und Kontroverse. Stattdessen erfülle die Zeitung eine Scharnierfunktion zwischen extremen Rechten und Rechtskonservativen. Es dominierten nationalistische, revisionistische und antiamerikanischen Artikel.

Unter den klassischen extrem rechten Zeitungen spielt die »Nationalzeitung« eine besondere Rolle. Diese von Gerhard Frey herausgegebene Wochenzeitung besteht schon seit 62 Jahren. Sie beschwört kontinuierlich die Gefahr der Auflösung Deutschlands, stilisiert »deutsche Opfer« und bagatellisiert den Holocaust.

In der 1968 gegründeten Wochenzeitung »Junge Freiheit« erschien z.B. eine zwölfteilige Artikelserie des Autors Schultze-Rhonhof, in der die deutsche Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg in Frage gestellt wurde – ein verbreiteter geschichtsrevisionistischer Ansatz der neuen Nazis. Relativ neu ist das seit 2011 von Dietmar Munier herausgegebene Monatsmagazin »Zuerst. Deutsches Nachrichtenmagazin«. Das ursprünglich mit 86.000 Exemplaren erscheinende Magazin dürfte heute nur noch eine Auflage von wenigen Tausend Exemplaren haben. Eingegangen in die Neugründung war das Traditionsblatt des deutschen Nationalismus »Nation & Europa«. »Zuerst« versuche an Debatten am rechten Rand der CDU/CSU anzuknüpfen. Verleger Munier will der »politischen Bewegung« rechts von der Union Auftrieb geben und berichtet deshalb ausführlich über erfolgreiche Rechtsparteien in Europa. Mit der »Deutschen Militärzeitung« wird von Dietmar Munier seit 1995 eine Zweimonatszeitung herausgebracht, die das deutsche Militär im Zweiten Weltkrieg heroisiert, gepaart mit Erlebnisberichten deutscher Landser. In der »Preußischen Allgemeinen Zeitung« werden neben den Positionen der Landsmannschaften auch rechtskonservative Standpunkte zu Gehör gebracht. Zu ihren Autoren gehören Jörg Schönbohm und Vera Lengsfeld. Der seit 1948 erscheinende »Schlesier« erscheint wöchentlich mit 12.000 Exemplaren. Stichworte wie »Überfremdung«, »Umvolkung« und »Propagandalügen der Sieger« gehören zum festen Repertoire der Zeitung. Zu Wort kommen auch ehemalige NPD’ler wie Jürgen Schwab und Sigrid Schüßler aus deren bayerischen Landesverband.

Ein breites Spektrum bilden nationalistische Regionalzeitungen, die von den NPD-Verbänden 1-3 mal jährlich in unterschiedlichen Auflagen herausgegeben werden. Hier tauchen lokal- und sozialpolitische Themen auf, wie Schulschließungen und Privatisierung öffentlicher Einrichtungen. Es dominieren aber nationalistische, rassistische und geschichtsrevisionistische Positionen. Die Zeitungen werden mit hohem finanziellem Aufwand zu zehntausenden kostenlos in die Haushalte gebracht. Sie sind, beginnend mit dem »Insel-Boten« auf Usedom ab 2001, als »Boten« bekannt und nicht immer als NPD-Publikation erkennbar. Schließlich zählt die Handreichung eine Unmenge neonazistischer Schüler- und Jugendzeitungen auf, die regelmäßig vor Landes- und Kommunalwahlen erscheinen und sich als angebliches »Sprachrohr der Gegenkultur« gerieren. Hier findet sich das ganze Spektrum neonazistischer Propaganda vom Antisemitismus bis zum Nationalismus wieder.

Im abschließenden Abschnitt erhalten junge Aktivisten Tips, wie sie gegen extrem rechte Zeitungen aktiv werden können. Vom Auftaktreffen, der Zieleformulierung, dem Aufstellen eines Aktionsplanes, der Pressearbeit bis zur Händleransprache und Auseinandersetzung mit typischen Argumenten reicht der Katalog. Rundum eine gelungene Hilfestellung für die antifaschistische Arbeit auf übersichtlichen 23 Seiten.