Heß-Flopp 2009

geschrieben von Bernd Kant

5. September 2013

Sept.-Okt. 2009

Alle Jahre wieder versuchen Neonazis im August Aufmärsche zur Erinnerung an den »Friedensflieger« und Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß. Seitdem ihr Aufmarschplatz in Wunsiedel auch durch Gerichte unmöglich gemacht wurde, suchten sie im Ausland Ersatz. Dänemark, Schweden und die Niederlande standen in den vergangenen Jahren auf dem Programm. In diesem Jahr sollte es Budapest werden, hoffte man doch auf Rückenwind aus dem Wahlergebnis zum Europäischen Parlament. Doch welche Enttäuschung: Die ungarischen Hilfswilligen waren nicht in der Lage, eine Genehmigung für den Aufmarsch und die geplanten Nazikonzerte durchzusetzen. Auch in Ungarn regte sich breiter gesellschaftlicher Widerstand gegen einen internationalen Naziaufmarsch.

So mussten sich die »freien Kameradschaften« wieder auf ihre Miniaktionen wie Papierschnipsel werfen oder Aufkleber verteilen in Deutschland beschränken. Vollmundig kündigte in diesem Jahr im Internet eine anonyme Gruppe eine koordinierte Aktion am Montag, 17. August um 19.30 h in etwa 130 Orten der Bundesrepublik an, einen so genannten »Flashmob« zum Gedenken an Heß. Doch welch Peinlichkeit: Nur von fünf kleinen Orten in den neuen Ländern konnte berichtet werden, dass diesem Aufruf Folge geleistet wurde.

Manche »Kameraden« beklagten sich später, dass an den angegebenen Orten zahlreiche Antifaschisten oder die Polizei präsent waren, so dass es zu keiner Aktion kommen konnte. Selbst bei den an diesem Abend üblichen Schmierereien wurden – wie in Fulda – mehrere Nazis festgenommen. Die größte Aktion fand in Friedland in Mecklenburg-Vorpommern statt. Dort marschierten etwa 100 Nazis mit Fackeln durch die Kleinstadt. Nach einer halben Stunde wurde der Spuk jedoch durch Polizeikräfte beendet. Ein insgesamt erfreulich desaströses Ergebnis für die »freien Kameradschaften«.