„Ich sammle selbst!“

geschrieben von Thomas Willms

5. September 2013

Gedrängel beim Kirchentag, Schlammschlacht beim Pressefest

Juli-Aug. 2007

Nicht hinnehmbar

„Für mich ist das Thema NPD-Verbotsverfahren keineswegs erledigt. Dass der Steuerzahler über seine Steuern diese Verfassungsfeinde finanziert, ist nicht hinnehmbar.“

(Peter Struck, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, in der „Frankfurter Rundschau“ vom 7. Juli 2007)

Mit einigen Erwartungen hatten wir uns auf den Evangelischen Kirchentag in Köln Anfang Juni vorbereitet. Schon oft nahm die VVN-BdA, jeweils mit Hilfe der Kameraden vor Ort, an dem so genannten „Markt der Möglichkeiten“ der Kirchentage teil. Bei erbarmungsloser Hitze ging es diesmal in den klimatisierten Hallen angenehm zu.

Für die Kölner und anderen NRWler wurde es aber trotzdem ganz schön hektisch, sie waren aber auch hoch motiviert. Das Bild, wie sich ein halbes Dutzend Kameraden mit nonpd-T-Shirts und Klemmbrettern in die Menge warfen, werde ich so schnell nicht vergessen! Wir waren aber immer noch zu wenige. Bei aller Freude über die 2.400 Unterschriften, hätte man noch mehr Aktivisten gehabt, hätten es noch sehr viele mehr sein können. Während ein Passant angesprochen wurde, liefen gleich vier vorbei, da war einfach nichts zu machen.

Ohne Übertreibung kann man sagen, dass unser Stand mit seinen auffälligen Plakaten und Transparenten ein besonderer Anziehungspunkt war. Viele blieben einfach so stehen, überlegten was da wohl los wäre und ließen sich in 95% der Fälle ohne Umstände zur Unterschrift bringen. „Ja, das finde ich gut, da unterschreibe ich!“ war ein oft gehörter Ausruf. Gruppen von Jugendlichen aus ganz Deutschland quetschten sich vor unserem Stand und schleppten nicht selten noch weitere Freunde herbei. Aufpassen musste man nur, dass die Unterschriften korrekt getätigt wurden. Wenn Bedenken vorgebracht wurden, dann kam vor allem das „Untergrund-Argument“. Die Neonazis gingen nach einem Verbot ja „in den Untergrund“ und wären dann „nicht mehr zu kontrollieren.“ Dagegen half der Verweis auf die staatlichen Gelder für die NPD, und die Tatsache, dass von einer Kontrolle auch jetzt wohl keine Rede sein könne. Und dass die Illegalität so attraktiv nicht sein kann, wenn die NPD lieber im Hellen arbeitet.

In einigen wenigen Fällen kam es zu heftigen Diskussionen mit Besuchern, die wegen grundsätzlicher Demokratieüberlegungen gegen ein Verbot waren. Auch wenn diese Gespräche nicht immer zum Erfolg führten, machten sie doch zumindest Spaß und haben vielleicht bei dem einen oder anderen Gesprächspartner Nachdenklichkeit hinterlassen. Bedanken können wir uns bei unserer Kameradin Henny Dreifuss aus Düsseldorf, die in diesem Hexenkessel ein Zeitzeugengespräch durchführte.

Etwas anders war die Atmosphäre zwei Wochen später beim Pressefest der UZ. Heftige Regenschauer ließen alles im Matsch versinken. Glücklicherweise stand der liebevoll dekorierte und beworbene Infotisch etwas erhöht. Unter dem im Schnitt älteren und politischeren Publikum fanden sich viele, die zum harten Kern der „Sammler“ zählen und das waren beileibe nicht nur VVN-BdA- Mitglieder. Die häufigste Antwort war denn auch „Ich habe schon unterschrieben.“, die zweithäufigste: „Ich sammle selbst!“ Auf Nachfragen bestätigte sich, dass offensichtlich in ganz Deutschland Menschen mit ihren eigenen Methoden auf Unterschriftenjagd sind. Die vielen kleinen Geschichten, Erfolgs- und manchmal Misserfolgserlebnisse, konnte man sich leider so schnell nicht merken. Auch beim Pressefest wurden an die 1000 Unterschriften gesammelt.

Ein dickes Lob an die Kameradinnen und Kameraden aus NRW, die diese Großaktionen mit ihrem Engagement und viel Begeisterung getragen haben.