Ilja-Ehrenburg muss bleiben

geschrieben von Initiative Ilja Ehrenburg

5. September 2013

Rostocker Bürger wehren sich gegen Geschichtsrevisionismus

März-April 2008

Kontakt: Initiative Ilja Ehrenburg, c/o Rostocker Friedensbündnis, Postfach 10 82 40, 18012 Rostock, rostocker-friedensbuendnis@web.de

Spendenkonto: Konto 122 013 31 47, BLZ 130 500 00 (OstseeSparkasse Rostock), Stichwort: Ilja Ehrenburg

Seit April 2007 gibt es Bestrebungen, die Ilja-Ehrenburg-Straße in Rostock-Toitenwinkel umzubenennen. Dagegen hat sich die Initiative Ilja Ehrenburg gegründet. Sie fordert, den Namen der Ilja-Ehrenburg-Straße zu erhalten, die historische Berechtigung der Benennung Ilja-Ehrenburg-Straße öffentlich darzustellen und der Person Ilja Ehrenburgs zu gedenken, sowie einer geschichtsrevisionistischen Verleumdungen der Person Ilja Ehrenburg öffentlich entgegenzutreten. Diese Forderungen sind in einem offenen Brief niedergelegt, der am 8. Mai 2007, dem Tag der Befreiung, an die Stadt und ihren Oberbürgermeister, Roland Methling, gerichtet wurde. Mehrere hundert Menschen haben ihn bereits unterstützt

Unser Einsatz gilt vor allem dem Antifaschisten Ilja Ehrenburg. Nicht umsonst finden die Umbenennungspläne den Beifall der Neonazis, die die Straße nächtens schon durch Überkleben der Schilder in Rudolf-Heß-Straße umbenannten. Ehrenburg, der bereits zu Lebzeiten weltberühmte sowjetische Schriftsteller und Publizist, trat sein Leben lang gegen den Faschismus ein. Für die Neonazis ist er der ideale Feind: Intellektueller, Kommunist, Jude, Verteidiger der Sowjetunion und Kriegspropagandist. Nazilügen zufolge rief er sowjetische Soldaten zur Vergewaltigung deutscher Frauen auf. Eine Fälschung, wie wissenschaftliche Gutachten belegen. Ilja Ehrenburg würde vermutlich mit dem kontern, was er am 22. Juni 1941 schrieb: „Die Faschisten haben den Krieg begonnen. Wir werden ihn beenden“, womit er auch eindeutig den Verteidigungskrieg der Sowjetunion als antifaschistisch charakterisierte.

Ehrenburg, der jahrzehntelang im Ausland lebte, hatte das Heraufkommen des Faschismus mit eigenen Augen gesehen. Er war Mitorganisator der internationalen Schriftstellerkongresse zur Verteidigung der Kultur 1935 und 1937. Den Spanischen Bürgerkrieg erlebte er hautnah mit. Der Überfall auf die Sowjetunion markierte den Anfangspunkt seiner jahrelangen täglichen Arbeit als Kriegskorrespondent und -propagandist. Er schrieb für sowjetische und internationale Zeitungen über die Gräueltaten der Faschisten und forderte leidenschaftlich zur unnachgiebigen Verteidigung der sowjetischen Heimat auf. Noch während des Krieges begann er zusammen mit anderen Schriftstellern mit der Zusammenstellung des „Schwarzbuches“ über die Verbrechen an den sowjetischen Juden. Nach dem Krieg stand er unermüdlich im Dienst der Weltfriedensbewegung.

Ehrenburgs antifaschistisches Wirken war auch Schwerpunkt zweier Veranstaltungen unserer Reihe „Ilja Ehrenburg: Leben und Werk“, die seit Oktober 2007 in Rostock läuft. Im Literaturhaus Rostock berichtete der Publizist Victor Grossman über „Ilja Ehrenburg im Spanischen Bürgerkrieg“. und auf einer zweiten- sehr bewegenden Veranstaltung- referierte der Historiker“ Prof. Arkady Tsfasman über „Antifaschistische Tätigkeit und antifaschistisches Literaturschaffen Ilja Ehrenburgs“ in der Rostocker Jüdischen Gemeinde. Letztere hat ebenfalls einen Protestbrief an den Oberbürgermeister gerichtet. Außerdem haben wir ein Faltblatt über Ilja Ehrenburg erarbeitet und es im Umfeld der Straße verteilt.

Die Initiative stellt Interessenten gern den offenen Brief nebst Unterschriftenliste und weitere Materialien zur Verfügung. Wir würden uns insbesondere über Kontakte zu Menschen freuen, die über andere nach Ilja Ehrenburg benannte Straßen oder Objekte Auskunft geben oder Ideen und Erfahrungen aus Auseinandersetzungen um ähnliche Umbenennungspläne berichten können. Und natürlich freuen wir uns über Spenden, denn – im Gegensatz zu unserer Stadtpolitik – wir sind kreativ und haben noch viel vor! Demnächst werden wir auch an dieser Stelle wieder Bericht erstatten.