Islamfeindschaft hausgemacht

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Broders Bruder Schünemann schreibt eine Broschüre

Juli-Aug. 2012

Von Henryk M. Broder stammt der Satz: »Der Unterschied zwischen Islam und Islamismus ist wie jener zwischen Terror und Terrorismus.« Er fällt einem wieder ein, wenn man die neue Broschüre des niedersächsischen Verfassungsschutzes zum Thema »Islamismus. Entwicklungen-Gefahren-Gegenmaßnahmen« liest. Die beginnt mit einer allgemeinen Darstellung des Islam als Religion und endet mit einer Gegenüberstellung von ins Deutsche übersetzten Auslegungen des Korans mit Artikeln des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.

Damit auch dem Letzten klar wird: Diese Muslime passen nicht zu uns. Sie halten nichts von Menschenrechten, unterdrücken ihre Frauen und neigen dazu, sich zu radikalisieren. Dann sind sie Islamisten und müssen bekämpft werden. Solch eine Sicht kannte man bisher eher aus rechtpopulistischen Wahlkampfblättern. Doch verwunderlich erscheint sie nicht mehr bei Behörden, die lieber zehn Jahre lang nach Spuren fremdstämmiger Mörder suchen, als einmal nach dem Ausländerhass von Naziterroristen zu fragen. Der blinde Fleck des Verfassungsschutzes scheint seine eigene Fremdenfeindlichkeit zu sein.

Bereits im Vorwort beschwört Innenminister Uwe Schünemann, selbst in der CDU berüchtigt für unmenschliche Abschiebepolitik, die zunehmende Gefahr von islamistischen »Homegrown-Netzwerken« und warnt: »Islamistische Radikalisierungsprozesse finden oftmals mitten in unserer Gesellschaft statt.« Auslöser sind laut den Broschürenschreibern unter anderem »Reaktionen auf subjektiv empfundene Ungerechtigkeit«. Und was ist mit objektiver Ungleichbehandlung und Diskriminierung von Ausländern à la Schünemann? Die ist ja wohl auch »hausgemacht«.