Janusköpfiger Putin

geschrieben von Hans Canje

5. September 2013

Widersprüche in Russlands Denkmalspolitik

Juli-Aug. 2007

Als Russlands Präsident Wladimir Putin und seine Regierung massiven Protest gegen die Umsetzung des Denkmals für die im Kampf um die Befreiung Estlands vom Faschismus gefallenen Rotarmisten und die Umsetzung des dazugehörenden Massengrabs in der estischen Hauptstadt Tallin erhob, war er sich des Beifalls und der Unterstützung der internationalen antifaschistischen Bewegung sicher. Jene, die heute die Denkmäler für die Helden des Krieges gegen den Faschismus besudeln, so Putin dazu am 9. Mai in Moskau, beleidigen das eigene Volk. Mit Genugtuung vernahmen Antifaschisten auch eine Grußbotschaft des russischen Präsidenten an die DRAFD, die Vereinigung der Deutschen, die in den Reihen der Resistanze, den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“ gegen den deutschen Faschismus gekämpft haben, zum 15. Gründungstag ihrer Vereinigung am 26. Mai. Da schmerzt es um so mehr, wenn zur gleichen Zeit aus Russland Nachrichten wie diese kommen:

Im Moskauer Vorort Chimki wurde gegen den Protest der Bevölkerung ein Denkmal für die in der Schlacht um Moskau gefallenen Kampfflieger und die Umsetzung ihrer Gebeine umgesetzt. Ein Einkaufszentrum soll hier entstehen.

An einer 1994 auf dem Nahe der Metrostation Sokol liegenden Friedhof der orthodoxen Kirche „Allerheiligen“ angebrachten Gedenktafel für den SS-General von Pannewitz und weißgardistische Generale, die auf Seiten der faschistischen Truppen gekämpft hatten, fand am 9. Mai unter dem Schutz der Miliz und der Moskauer Stadtverwaltung eine Totenmesse samt Ehrenwache statt. Sie seien für den Glauben und das Vaterland“ gefallen, steht auf der Tafel, die, so die Inschrift weiter, „mit dem Segen der heiligen russischen rechtgläubigen Kirche und der Unterstützung einer Gruppe deutscher Veteranen des Zweiten Weltkrieges und russischer weißer Emigranten errichtet worden ist. Eine von den Behörden genehmigte Mahnwache gegen diese Ehrung der Kollaborateure demonstrativ am Tag des Sieges über den Faschismus, wurde von der Miliz behindert.

Russland ist groß und der Zar ist weit, sagt ein altes Sprichwort. So groß aber ist Russland nicht mehr und so weit sind die beiden Vororte vom Kreml auch nicht entfernt, als dass sie dem Präsidenten außer Sicht geraten könnten.