Lebendige Geschichte

geschrieben von Enrico Hilbert

5. September 2013

Brigadistas – mehr als ein Dokumentarfilm

Sept.-Okt. 2007

Brigadistas

Ein Dokumentarfilm von Daniel Burkholz, BRD 2007, 45 Min., Format DVD 16:9, www. roadside-dokumentarfilm.de

Aufführung Brigadistas in Tienen/Brüssel (Belgien) am 28. September, Uhrzeit steht noch nicht fest.

Am 21. Oktober, um 20 Uhr, läuft Brigadistas im alten Stahlwerk von Dudelange (Luxemburg). Die Aufführung steht im Kontext mit der Ausstellung Retour de Babel.

Am 28 Oktober, bereits um 16. Uhr, läuft Brigadistas im Kulturzentrum Kult 41, Hochstadenring 41, in Bonn.

Am 27. November, um 19.30 Uhr, läuft Brigadistas mit einem musikalischen Vorprogramm im Theater Willy Preiml, in Frankfurt/M.

»Kommt zurück zu uns, hier findet ihr ein Vaterland, die ihr, der Freundschaft beraubt, leben müßt, findet Freunde, und alle findet ihr hier die Liebe und Dankbarkeit des ganzen spanischen Volkes, das heute und morgen voller Begeisterung rufen wird: Es leben die Helden der Internationalen Brigaden!« Dolores Ibarurri, die leidenschaftliche Kommunistin mit dem Ehrennamen »Passionaria«, hatte die Kämpfer für die Freiheit einst im Herbst 1938 mit dieser Aufforderung zur Rückkehr verabschiedet.

70 Jahre später kehrten einige dieser Kämpfer, der Jüngste 86 und der Älteste 99 Jahre alt, nach Spanien zurück. Diesmal wurden sie begleitet von ihren Freunden und Familien. Ein deutsches Filmteam folgte ebenfalls ihren Spuren. Der dabei im Sommer 2006 entstandene Dokumentarfilm ist seit Juni 2007 im Kino zu sehen. Bewegende Bilder, die selbst ein Dokument sind. Sie zeigen die Ereignisse auf eine Weise, wie sie nur von Menschen wiedergegeben werden können, die mit all ihren Sinnen, mit Herz und Gefühl, die Geschehnisse in sich aufgenommen haben die weder nach Sensation und der Huldigung eines wohl gefälligen Publikums heischen, noch nach der Art Anerkennung, die sich etwa in Filmpreisen ausdrückt. Daniel Burkholz und Heike Geisweid, die Autoren, verbanden sich auf engste mit jenen, die diese beschwerliche Reise unternahmen. Sie berichten aus der Perspektive von Menschen, die sich dem Anliegen der Brigadisten und derjenigen Spanier verpflichtet fühlen, die das Erbe der Interbrigaden bis heute in Ehren halten.

Ein auf Zelluloid gebannter Schatz, voller Erinnerungen, voller Emotionen und voller Hoffnung. Denn die Kämpfer stehen nicht auf schmeichelnde Worte und wissen, warum sie nach Spanien zurückkehren. Und die, die sie empfangen, wissen, wem sie hier begegnen und suchen Unterstützung für ihr Anliegen, dass Spanien endlich Republik sein soll. In diesem Sinne sprach der Chef der einstigen Kämpfer des Lincoln Bataillons Moe Fishman auf dem Empfang in der Cortes, dem spanischen Parlament: »Streicheleinheiten für das Ego sind ja nett, aber wir leben im Jahr 2006 und im Jahr 2006 sind Bush und Blair die Tyrannen dieser Welt. Auch wenn wir Brigadisten schon etwas älter sind…möchte ich, dass ihr wisst, dass wir für den Abzug der USA aus dem Irak kämpfen. Komplimente sind nett, aber vergesst nicht, etwas zu tun…«

Die Sorge um die Zukunft der Menschheit und unserer Erde zieht sich durch den Film wie ein roter Faden und stets wird die Brücke aus der Vergangenheit in das Heute geschlagen. Die Bilder trügen nicht, offensichtlich sind viele Menschen bereit, mit den alten Kämpfern diese Brücke zu betreten. Sie halten ihr Fundament: Solidarität, Courage, Liebe, den Willen für humanistische Ideale zu kämpfen und die Hoffnung an sich, für stabil genug, um künftige Auseinandersetzungen führen zu können. So wie in dem Lied vom roten Heer am Ebro, welches von der Kraft der Herzen erzählt, gegen die keine Bomben des Generals ankommen können. Im Film verbindet das Lied die einzelnen Stationen der Reise, von Madrid über Zaragozza nach Barcelona.

Bleibt zu wünschen, daß der Film, der sicher eines der letzten Zeugnisse vom Leben der Interbrigadisten sein wird, ein breites Publikum findet. Ein Publikum, das bereit ist, für eine knappe Stunde Ohren und Herzen weit zu öffnen, um zu verstehen, was die Kämpfer der Internationalen Brigaden dazu bringt, bis heute für ihre Ideale zu kämpfen, und um zu verstehen, warum die beschwerliche Reise zum 70. Jahrestag der Bildung ihrer Einheiten nicht nur für sie, sondern für alle wichtig war, denen die weitere Existenz der Menschheit am Herzen liegt. So wie Andrei Micu aus Rumänien. Hunderten Zuhörern der überwiegend jüngeren Generationen ruft er zu: »Ich wünsche, dass ihr mit dem gleichen Heldenmut kämpft, wie eure Großeltern. Es lebe die Dritte Republik, die soziale Gerechtigkeit, die Brüderlichkeit und die Freiheit Spaniens.«

Dies ist mehr als ein Dokumentarfilm über eine Reise im Jahr 2006. Dem Film gelingt es vor allem, die Erklärung der Spanienkämpfer an die Nachgeborenen festzuhalten. Er verbindet lebendige Zeugnisse der Geschichte mit einem Einblick in das Spanien und einen Teil der antifaschistischen Bewegung von heute. Die Voluntarius de la Libertad – die Freiwilligen der Freiheit geben Auskunft über ihren Kampf. Es entsteht ein Bild von einer möglichen Zukunft unserer Welt, das jeder Zuschauer mit nach Hause nehmen kann.