Naziduldung hat Tradition

geschrieben von P.C.Walther

5. September 2013

Conrad Taler belegt den »deutschen Umgang mit dem
Rechtsextremismus«

März-April 2013

Conrad Taler: »Skandal ohne Ende – Deutscher Umgang mit dem Rechtsextremismus«,

erschienen in der Neuen Kleinen Bibliothek des Kölner Verlags PapyRossa, 175 S. 12,90 Euro

Auf die Unfähigkeit, wenn nicht gar den Unwillen von Politik und Behörden, gegen Neonazis entschlossen vorzugehen, ist seit dem Bekanntwerden der Mordtaten des NSU und dem Dulden dieses Terrors schon mehrmals hingewiesen worden. Ebenso erschreckend ist jedoch die Tatsache, dass das hierzulande bereits Tradition hat.

Conrad Taler, auch Autor unserer Zeitschrift, macht mit seinem neuen Taschenbuch »Skandal ohne Ende – Deutscher Umgang mit dem Rechtsextremismus« darauf aufmerksam, dass dieser Zustand seit Bestehen der Bundesrepublik »deutsche Normalität« ist.

Das belegen die in dem Buch behandelten Ereignisse und Entwicklungen der Geschichte des Neofaschismus und Rechtsextremismus in der Bundesrepublik ebenso wie die genau so lange währende Geschichte der Verharmlosung und Leugnung der Existenz dieser neofaschistischen Kräfte.

Im Grunde genommen haben tragende Elemente faschistischer Ideologie nach 1945 nicht aufgehört zu existieren. Sie lebten fort – in den ersten Jahren nach Ende des Naziregimes zurückhaltend und verdeckt, dann aber mit Beginn des kalten Krieges um so offener und ungehemmter. Der alte Feind, der »Bolschewismus«, war nicht nur geblieben, er trat wieder verstärkt in den Vordergrund – den Rechtsextremismus nährend.

Taler weist ebenso auf geradezu Absurdes hin: In der Hochzeit des kalten Krieges und des Antikommunismus wurde der Neonazismus als propagandistische Erfindung , wenn nicht gar als Machwerk von Kommunisten hingestellt.

Es gab nicht nur Ignorierung und Bagatellisierung, sondern ebenso Hilfestellung und Förderung des Rechtsextremismus, so etwa mit Freibriefen für Neonazi-Propaganda – von Taler unter anderem verdeutlicht am Beispiel unbehinderter Verbreitung des Naziblattes von Gerhard Frey.

Viele Skandale, wie etwa die Beteiligung der Bundeswehr an Traditions-Veranstaltungen ehemaliger Angehöriger der Nazi-Wehrmacht, aber auch Rechtsextremismus bis in Spitzen der Bundeswehr, werden von Taler aus der Vergessenheit zurückgeholt.

Sein Buch belegt die erschreckende Kontinuität dieses Verhaltens deutscher Behörden und der verantwortlichen Politik, aber auch tonangebender Medien und Eliten.

Für Antifaschisten besonders erfreulich ist, dass Taler in seiner Dokumentation zum Schluss mit einem Porträt von Alfred Hausser, der auch Ehrenvorsitzender der VVN-BdA war, gewissermaßen einen Kontrapunkt setzt. Alfred Haussers Lebenswerk ermuntert uns, alles zu tun, um diesem Umgang mit dem Rechtsextremismus ein Ende zu bereiten.