Neue Neofa-Ausstellung

geschrieben von Karl Forster sprach für antifa mit dem VVN-Bundesgeschäftsführer Thomas Willms und dem Grafik-Designer Dirk Braunheim.

5. September 2013

antifa-Gespräch mit Dirk Braunheim und Thomas Willms

Mai-Juni 2010

»Nur Aufklärung verhindert Wiederholung«, »Angebot trifft ins Schwarze«, »Nützliche Informationen gesammelt«, »Neofaschismus-Schau ist dringend notwendig«. So und ähnlich lauten die Überschriften von Artikeln und Leserbriefen in der örtlichen Presse, wenn dort die Neofaschismus-Ausstellung der VVN-BdA gezeigt wurde. Hundertfach war das bisher in allen Teilen des Landes der Fall. Jetzt ist die vollständig überarbeitete neue Ausstellungsversion fertiggestellt. Pünktlich zum 8. Mai wird sie an verschiedenen Orten gezeigt.

antifa: Seit 1985 gibt es VVN-Ausstellungen über Neofaschismus in der BRD. Wo wurden diese Ausstellungen gezeigt?

Willms: An ganz unterschiedlichen Orten, Schulen und Rathäusern, Kirchen und Gewerkschaftshäusern, Universitäten und Parlamenten wurde unsere Ausstellung gezeigt. Und das nicht nur in Großstädten, sondern auch im ländlichen Bereich. Es gibt keinen Bereich, wo das Thema nicht aufgegriffen wurde. In einigen Fällen sogar in Betrieben.

antifa: Warum jetzt die neue Auflage?

Willms: Die bisherige Ausstellung war nicht mehr aktuell. Personen haben sich verändert, es gibt neue Dokumente und andere Fotos. Doch auch inhaltlich gibt es Veränderungen. So hat die NPD eine wichtigere Rolle übernommen, musste stärker hervorgehoben werden. Auch die militanten Rechten haben sich verändert. Sie treten heute anders auf als vor fünf oder zehn Jahren. Heute ist das Internet keine Randerscheinung mehr, sondern ein normales Medium. Auf seine Funktion musste eingegangen werden.

Braunheim: Wir wollten die Ausstellung auch technisch verbessern. Eine Ausstellung, die viel gesehen wird, muss strapazierfähig sein, leicht aufzuhängen, und leichter zu versenden. Das alles ist heute durch neue und günstigere Materialien möglich geworden. Früher wurde die Ausstellung auf Pappe gedruckt, heute ist das Medium PVC-Folie, die sich aufrollen lässt.

antifa: Sicher hat sich die Darstellung auch verändert?

Willms: Natürlich. Auch die Anforderungen an eine Ausstellung haben sich ja verändert. Sie muss als optisches Medium auf den Betrachter wirken, darf also kein aufgehängtes Buch sein. Unsere Texte sind jetzt kürzer als früher.

Braunheim: Wir sind davon ausgegangen, dass viele Betrachter die Ausstellung nicht gezielt besuchen, sondern sie im Rathaus oder anderen Orten »entdecken«. Darauf mussten wir eingehen, ihren Sehgewohnheiten entgegenkommen. Deshalb der Magazincharakter, aber zum Beispiel auch das Prinzip, die Tafeln einzelner Themenfelder farblich zu unterscheiden.

antifa: Es gibt doch immer mehr Informationen. Ist die Ausstellung umfangreicher geworden?

Willms: Wir haben schon darüber nachgedacht, den einen oder anderen Bereich zusätzlich einzufügen. Doch dann sind wir einen anderen Weg gegangen und haben im Gegenteil versucht, vieles zu konzentrieren. Dadurch werden die Inhalte deutlicher. Es gibt zum Beispiel keine eigene Tafel zu den anti-islamischen Aktivitäten der Nazis. Denn die sind nicht Ausdruck eines neuen Ideologiekonzeptes, sondern ihr alter Rassismus, neu verpackt. Neonazis nehmen für ihre Politik immer auch Impulse von Außen auf, zum Beispiel die Proteste gegen Moschee-Bauten. Dahinter stecken aber die alten Muster. Wir haben trotzdem einige neue Tafeln dabei, etwa über die Aktivitäten von Neofaschisten in Modellregionen.

antifa: Dirk Braunheim war für das Layout und die Fotorecherche zuständig, Thomas Willms und Axel Holz haben die redaktionelle Arbeit für die Ausstellung geleistet. Wie lange hat die Arbeit insgesamt gedauert?

Willms: Schon 2007 gab es erste Überlegungen für eine Erneuerung der Ausstellung. Konkret wurde das Vorhaben vor einem halben Jahr, die unmittelbare Realisierung dauerte nur ein paar Monate. Das war möglich, weil viele mitgemacht haben. Die Bundeskommission Neofaschismus, aber auch andere Interessierte, haben mitdiskutiert, Anregungen gegeben und Dokumente zur Verfügung gestellt. Wichtig war auch die finanzielle Unterstützung durch ver.di-Nord.

antifa: Was kostet es, wenn man die Ausstellung zeigen will?

Willms: Wir haben jetzt 12 Exemplare in Größe A1 und drei in A2 herstellen lassen. Die meisten davon gehen direkt in die Landesverbände. Eine Ausleihe für eine Woche ist für 100 Euro möglich. Wer Interesse hat, kann sich in der Bundesgeschäftsstelle melden, von dort wird die Ausleihe koordiniert.