Peter und Ettie

geschrieben von P. C. Walther

5. September 2013

Dokumentarfilm über die Gingolds in Frankfurt uraufgeführt

Juli-Aug. 2011

Voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres wird der Film »Zeit für Zeugen« – ergänzt durch weiteres Material wie Dokumente, Redentexte und Verweise auf weitere Quellen – auch als DVD erhältlich sein. Zu empfehlen ist seine Verwendung für Veranstaltungen insbesondere mit Jugendlichen, aber auch als Unterrichtsmaterial in Schulen, für Jugendgruppen usw.

Zu beziehen ist die DVD bei der Ettie-und-Peter-Gingold-Erinnerungsinitiative in Frankfurt am Main.

Informationen dazu finden sich auf der Website www.gingold-initiative.de.

Über das Leben und Wirken der Antifaschisten Ettie und Peter Gingold berichtet die Filmdokumentation »Zeit für Zeugen«, die am 8.Mai, dem Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg, im DGB-Gewerkschaftshaus in Frankfurt am Main uraufgeführt wurde.

Der Film ist eine Hommage an Ettie und Peter Gingold. Die beiden 2001 bzw. 2006 verstorbenen jüdischen Antifaschisten, Kommunisten und Widerstandskämpfer gegen das Naziregime waren außergewöhnliche Menschen. Wegen der Nazi-Verfolgung nach Paris emigriert, schlossen sie sich in den 40er Jahren der französischen Résistance an. Nach der Befreiung lebten sie in Frankfurt am Main und waren als Kommunisten aktiv in ihrer Partei, in der Friedensbewegung, den Gewerkschaften und vor allem in der antifaschistischen Bewegung.

Peter Gingold (1916 -2006) war Gründungs- und Führungsmitglied der DRAFD und in den letzten Jahrzehnten seines Lebens Mitglied in den Vorständen der VVN-BdA. Er gehörte zu den aktivsten Nazigegnern in der alten Bundesrepublik.

Seine Frau Ettie (1913 – 2001) war eine engagierte Kriegs- und Rüstungsgegnerin. Sie sammelte persönlich Anfang der 80er Jahre 12.000 Unterschriften für den Krefelder Abrüstungsappell und war bei nahezu allen Aktionen der Friedensbewegung dabei.

Wenn Peter Gingold, der an vielen antifaschistischen Aktionen mitwirkte und bei kaum einer Antinazi-Aktion fehlte, auf Veranstaltungen von seinen Erlebnissen und Erfahrungen im Kampf gegen den Faschismus sprach, dann fesselte und beeindruckte er sein Publikum immer wieder durch seine unkonventionelle, lebhafte und offene Art des Gesprächs und seine Schilderungen. Vor allem bei jungen Menschen fand er Bewunderung und Aufmerksamkeit. Er erzählte eindrucksvoll aus eigenem Erleben, argumentierte lebensnah und locker, verzichtete auf Stereotype und war dadurch ungemein glaubwürdig und überzeugend.

Mit seinem antifaschistischen Engagement fand der Kommunist Peter Gingold Achtung und Anerkennung auch bei Menschen anderer Anschauungen, ja selbst bei politischen Gegnern. Er trat immer wieder für breitestmögliche Bündnisse im Kampf gegen Neofaschismus, Rassismus und Antisemitismus ein. Dabei verstand er es, auf Antifaschisten aller Couleur integrierend einzuwirken; er war bei autonomen Antifaschisten ebenso angesehen wie bei »traditionellen« und »bürgerlichen« Nazigegnern.

Über eben dieses Wirken und über Erlebnisse aus dem antifaschistischen Kampf berichtet die etwa 30minütige Filmdokumentation »Zeit für Zeugen« lehrreich und eindrucksvoll mit Ausschnitten von Aufnahmen, Videos, Filmen und Fernsehberichten über die Gingolds sowie mit der Wiedergabe von Interviews mit jüngeren und älteren Zeitzeugen, die die Gingolds noch erlebt haben. Gewissermaßen als Zeugen der Zeit geben sie ihre Eindrücke und Erlebnisse wieder. Zu den so Interviewten gehören neben anderen Elisabeth Abendroth, der Schauspieler Rolf Becker, die Musikerin und Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano, die Linke-Politikerin Ulla Jelpke, die VVN-Vorsitzenden Heinrich Fink und Conny Kerth sowie Ulrich Schneider (FIR) und Ellen Weber (DKP).

Bei der Uraufführung im Großen Saal des Frankfurter Gewerkschaftshauses fand der Film bei den Teilnehmern der überfüllten Veranstaltung große Anerkennung und Zustimmung.

Produziert wurde der Film im Auftrag der Ettie-und-Peter-Gingold-Erinnerungsinitiative von der Mainzer Filmwerkstatt Kontrastfilm. Die Autoren sind Mathias Meyers und Tidi von Tiedemann. Ermöglicht wurde die Herstellung des Films durch die finanzielle Unterstützung des Frankfurter Vereins LAGG (»Leben und Arbeiten in Gallus und Griesheim«), der die Erinnerung und Aufklärung über die Nazizeit in diesen beiden Frankfurter Stadtteilen und insbesondere über das KZ-Außenlager Katzbach in den Frankfurter Adlerwerken zum Ziel hat.