Porträt des Widerstands

geschrieben von Mathias Meyers

5. September 2013

Ausstellung und Veranstaltungen in der Rhein-Main-Region

Mai-Juni 2010

Der 8. Mai 2010 wird in vielen Ländern Europas als 65. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus gefeiert werden. In Paris und in Moskau, in Italien und Polen, in Belgrad und London, in den Niederlanden und in Skandinavien – Millionen Menschen werden dem Ende der faschistischen Herrschaft gedenken. An den genannten und hunderten anderen Orten wird man sich an die Menschen erinnern, die millionenfach in den Armeen der Anti-Hitler-Koalition, in den Verbänden der Partisanen in den besetzten Ländern, in der französischen Résistance und im Widerstand in Deutschland ihr Leben für die Befreiung einsetzten. Überall wird man diejenigen von ihnen, die heute noch leben mit großem Dank ehren. Und man wird sich der Millionen Menschen erinnern, die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus verloren haben.

Im Mainzer Haus der Jugend (HdJ) wird aus Anlass des Jahrestages der Befreiung eine Ausstellung mit Porträts und Biografien von Menschen aus Rheinhessen und der Rhein-Main-Region zu sehen sein, die sich in ihren Heimatorten gegen die Naziherrschaft eingesetzt haben. Andere kämpften in Frankreich gegen die Besatzung oder in Spanien gegen den dortigen Faschismus. Von der Mainzer Jüdin, der in letzter Not die Flucht gelang bis zum bewaffneten Kämpfer in der Résistance, von der Mainzer Schriftstellerin Anna Seghers und ihrer Frankfurter Freundin Lore Wolf bis zum Soldaten der Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg werden Menschen und ihre Geschichten vorgestellt. Der Mainzer Arbeiter, der illegale Zeitungen druckte und deswegen jahrelang inhaftiert wurde und die evangelische Familie, die Juden versteckte und ihnen so das Leben rettete.

Vom kommunistischen Jugendlichen, der elf Jahre lang in Gefängnissen und Konzentrationslagern war bis zum jüdischen Schauspieler aus Mainz, der emigrieren musste, wird man in der Ausstellung die verschiedensten Lebenswege kennen lernen können. Was alle vereint, ist die subjektive Entscheidung jeder und jedes Einzelnen, sich dem Faschismus entgegengestellt zu haben. Fünfundzwanzig Lebenswege von Menschen, an die kein Denkmal erinnert und die ihrer Haltung, ihrer Taten und ihres Mutes wegen nicht vergessen werden sollen.

Die Ausstellung wird vom 6. Mai bis zum 12. Juni im Mainzer Haus der Jugend zu sehen sein.

Der Künstler Thilo Weckmüller (Werkstatt uah!) zeigt 25 farbige Linoldrucke, kurze Biografien stellen die porträtierten Menschen vor.

Trotz alledem I – die erste Ausstellung mit anderen Porträts war vom 5. März bis zum 26. April 2008 im Mainzer Rathaus zu sehen.

Ein Programm mit Zeitzeugen, Filmen, Diskussionen, Lesungen und einem Beitrag zur Mainzer Museumsnacht wird die sechs Wochen der Ausstellung begleiten. Ein besonderes Augenmerk wollen wir auf den Abend am 21. Mai 2010 richten. Es sind alle uns bekannten noch lebenden Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer aus der Region eingeladen und wir hoffen, dass, trotz hohen Alters, alle anwesend sein können. Mit ihnen zusammen des 8. Mai zu gedenken, wird eine einmalige Gelegenheit sein, sich mit diesem Datum und seiner welthistorischen Bedeutung zu beschäftigen und »die Morgenröte der Menschheit«, wie Peter Gingold den 8. Mai nannte, zusammen zu feiern.