Rechtes Getwitter

geschrieben von Heinrich Fink

5. September 2013

März-April 2012

Erika Steinbach, die als MdB in der CDU-Fraktion für »Menschenrechte« zuständig ist, scheint wenig Gefühl dafür zu haben, dass auch die Würde von Toten unantastbar sein sollte. Frau Steinbach bezeichnet ihre »Zwischenrufe« zu politischen Ereignissen zwar selbst als Provokationen, aber sie hätte den Schwur der Überlebenden vom KZ Buchenwald 1945 nach der Befreiung noch einmal lesen sollen, bevor sie am 2. Februar ihre muntere Twitternachricht: »Die Nazis waren eine linke Partei. Vergessen? Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei.«, in die Welt schickte. Frau Steinbachs Behauptung, dass Polen schon im Frühjahr 1939 so bedrohlich gegen Deutschland aufgerüstet habe, dass es geradezu folgerichtig gewesen wäre, dass die »linken Nazis« einmarschiert wären, ist nicht nur grotesk, sondern erneut eine direkte Beleidigung Polens. Steinbachs Twitterthese ist eine Kampfansage an jahrzehntelange wissenschaftliche Faschismusforschung, vor allem aber eine Beleidigung aller europaweit Überlebenden von faschistischen Konzentrationslagern. Zudem ist sie eine gezielte Provokation gegen linke Fraktionen in allen Parlamenten, nicht nur Europas.

Mit fünf Ausrufezeichen twitterte Frau Steinbach hernach, dass ihre Provokation sich gelohnt habe, denn Linke seien nun »aus ihren Löchern gekrochen«. Geht sie mit dieser rätselhaften Lokalisierung von Linken etwa schon davon aus, dass sie meinten, in Löchern untertauchen zu müssen, weil die öffentliche Überlegung des CSU-Generalsekretärs, dass es wohl an der Zeit sei, die Linkspartei zu verbieten, sie so verschreckt hat? Oder wollte sie doch eher Linke mit Ratten gleichsetzen? In ihr Menschenbild würde es passen.