Resistance im Internet

geschrieben von Stefan von Esteri

5. September 2013

ERA – European Resistance Archive geht online

Mai-Juni 2007

www.istoreco.re.it

www.resistance-archive.org

Am 7. Mai 2007 wurde im Europäischen Haus in Berlin das Online-Portal ERA (European Resistance Archive) vorgestellt und freigeschaltet. ERA ist ein von der Europäischen Union gefördertes internationales Projekt, an dem neben dem italienischen Geschichtsinstitut Istoreco Partnerorganisationen aus Polen, Slowenien, Italien, Frankreich, Österreich und Deutschland mitarbeiten.

ERA ist ein Online-Archiv der Widerstandsaktivitäten gegen Faschismus und Besatzung während des Zweiten Weltkrieges in Europa. Kern des Webportals sind vorerst 20 Videointerviews mit Frauen und Männern, die am antifaschistischen Widerstand in sechs europäischen Ländern teilgenommen haben.

Mit ERA wird ein Raum geschaffen, in dem die individuellen Geschichten von Menschen, die sich dem faschistischen Terror, der Erniedrigung und Verzweiflung widersetzt haben, lebendig und sichtbar gehalten werden.

Die Bedingungen von Faschismus, Besatzung, Kollaboration und Widerstand waren im europäischen Vergleich sehr unterschiedlich. ERA bietet spezifisches Wissen über die verschiedenen Widerstandsbewegungen und deren unterschiedliche Auswirkungen innerhalb der jeweiligen nationalen Kontexte an. Es versucht, die in den aktuellen geschichtlichen Diskursen dominierende nationale Perspektive der Geschichtsschreibung (insbesondere an den Schulen) aufzubrechen bzw. zu erweitern.

Ein Ziel von ERA besteht darin, das Verständnis dafür zu fördern, dass heute anerkannte Menschenrechte als Ergebnis einer historischen Entwicklung zu sehen sind, die auf dem Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus basieren.

ERA kann in verschiedene Richtungen erweitert werden. Das Online-Archiv soll der Ausgangspunkt für ein Netzwerk historischer Forschung sein, das die vielen Erscheinungsformen des europäischen Widerstandes untersucht.

Zurzeit beteiligen sich Partner aus sechs Ländern an dem Projekt: die Plattform Grünalternative Jugend (Österreich), die gewerkschaftliche Bildungseinrichtung CEMEA (Frankreich), die DGB Jugend Hessen, die Forschungsgesellschaft Flucht und Migration Berlin, die Geschichtsinstitute Istoreco (Italien), Karta Warszawa (Polen) und das Institut Za Novejso Zgodovino (Slovenien) sowie der Landkreis Reggio Emilia (Italien).

Auf der Website entsteht ein »Participate-Bereich«. Hier werden interessierte Einzelpersonen, Schulklassen und Universitäten eingeladen, sich aktiv an der Arbeit von ERA zu beteiligen und das Archiv zu bereichern.

An der Entwicklung der neuen Internet-Plattform sind Jugendliche aktiv beteiligt. Alle Zeitzeugeninterviews wurden von Jugendlichen in den beteiligten Ländern realisiert. In ihrer Arbeit sind sie von Historikern, Erinnerungsarbeitern und einem professionellen Video-Team begleitet und unterstützt worden. Neben der direkten Interaktion mit den Zeitzeugen haben sich die Jugendlichen auch an authentischen Orten mit dem historischen Geschehen auseinandergesetzt.

Eine Möglichkeit dazu bot sich vom 27. Februar bis zum 4. März 2007, als die 9. Gedenkstättenreise »Viaggio della Memoria« für Jugendliche aus Reggio Emilia und von den Partnerorganisationen des ERA-Projekts nach Krakau und Auschwitz-Birkenau stattfand. Die Reise wurde im Rahmen des EU-Projekts von Istoreco organisiert. Das Istoreco verfolgt einen sozialgeschichtlichen Ansatz, in dem die Forschung zu Faschismus, deutscher Besatzung und Partisanenwiderstand in Norditalien die Schwerpunkte bilden. Das Institut arbeitet innerhalb eines breiten Netzwerkes von italienischen und europäischen Geschichts- und Bildungseinrichtungen, und kooperiert eng mit den lokalen Institutionen.