Subventionierter Revisionismus

geschrieben von Ulla Jelpke

5. September 2013

Mai-Juni 2008

Für das vom Bundeskabinett im März beschlossene »sichtbare Zeichen« gegen Vertreibungen gibt es keine Notwendigkeit. 1400 bereits über die Republik verteilte Mahnmale und andere sichtbare Zeichen zu diesem Thema sollten genug sein. Warum soll nun für 30 Millionen Euro eine neue Ausstellung her? Dass sie nur wenige Meter vom Holocaust-Mahnmal entfernt im Berliner Deutschland-Haus eingerichtet werden soll, ist das äußere Zeichen dafür, dass hier Geschichte manipuliert wird. Die Deutschen sind Opfer, ist die zentrale Aussage.

Dafür, dass sich diese Geschichtsklitterung auch inhaltlich widerspiegelt, bürgt, dass der Bund der Vertriebenen »angemessen« an der Gestaltung beteiligt werden soll. Das ist ein Paradoxon. Der Bund der Vertriebenen hat in der Vergangenheit oft genug bewiesen, wes Geistes Kind er ist. Erst vor zwei Jahren hat seine Chefin Erika Steinbach behauptet, Polen und die Tschechoslowakei hätten schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg die Vertreibung der Deutschen geplant, Hitler habe nur »die Tore aufgestoßen«.

Die eigene Ausstellung des BdV »Erzwungene Wege« relativiert den Nationalsozialismus. Der Holocaust wird dort als Geschichte einer Vertreibung erzählt. Das passt zur Geschichte des BdV, der in den 50er-Jahren ein Sammelbecken für NSDAP-Mitglieder war.

Im März beschloss das Kabinett trotz vieler Bedenken und Einsprüche, unter anderem des Willy-Brandt-Kreises (siehe antifa März-April), die Einrichtung einer Erinnerungs- und Dokumentationsstätte über Vertreibungen. Ulla Jelpke ist innenpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag.

Die pauschale Würdigung von »Vertriebenen« ist auch deswegen unangebracht, weil unter ihnen zahlreiche faschistische Täter waren. Währenddessen leben in Polen, der Sowjetunion, den jugoslawischen Nachfolgestaaten, Albanien, Griechenland und vielen anderen Staaten immer noch Menschen, die unter Massakern der Wehrmacht gelitten haben. Die für die Vertriebenenschau vorgesehen Millionen aus öffentlichen Mitteln sollten besser zur Entschädigung der Opfer des deutschen Faschismus verwendet werden. Das wäre ein angemessenes sichtbares Zeichen.