Vermächtnis des Widerstands

geschrieben von Hans Canjé

5. September 2013

Die Repräsentanten der Internationalen Komitees an die
Nachgeborenen

März-April 2009

Die Internationale Förderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten hat als Dachorganisation ehemaliger Widerstandskämpfer und Partisanen, Deportierter und Verfolgter sowie Antifaschisten der heutigen Generation in einer Erklärung die Übergabe des Vermächtnisses durch die Präsidenten der Lagerkomitees begrüßt und ihre Bereitschaft erklärt, die Verantwortung für die Bewahrung des Vermächtnisses zu übernehmen

Man muss weit zurückblättern in der Geschichte der europäischen Vereinigungen der Überlebenden des faschistischen Terrors, um ein Ereignis ähnlicher Bedeutung zu finden wie das Treffen der Repräsentanten der Internationalen Komitees der Konzentrationslager Auschwitz, Bergen-Belsen, Buchenwald, Dachau, Flossenbürg, Mittelbau-Dora, Neuengamme, Ravensbrück und Sachsenhausen am 25. Januar dieses Jahres in Berlin. 64 Jahre nach dem Sieg der Völker über den Faschismus haben sie, allesamt Überlebende des Terrors und heute hochbetagt, sich am Vorabend des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz mit ihrem Vermächtnis an die europäischen Völker, vor allem aber an die Jugend gewandt. Ein bewegendes Zeitdokument, ein Mahnruf zu einer Zeit, da sich das Ende der Zeitzeugenschaft nähert, verfasst in der Verantwortung, die die damals aus den Konzentrationslagern Befreiten mit ihrem Schwur: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! übernommen haben. (Wortlaut Seite 23)

»Im Lichte unserer Erfahrungen«, so sagte Noach Flug (84) aus Israel, Präsident des Internationalen Auschwitzkomitees, bei der Vorstellung des Dokuments auf einer Pressekonferenz in Berlin, »fühlen wir uns verpflichtet, unsere bitteren Erfahrungen, unsere Forderungen und Erwartungen an die nachfolgenden Generationen zu übergeben«. Das ist die Aufforderung, den Kampf gegen Rassismus, Neofaschismus, Fremdenfeindlichkeit, für eine gerechte Welt des Friedens fortzuführen und Appell zum Eintreten für den Erhalt der authentischen Orte der ehemaligen Lager. Diese Gedenkstätten, ergänzte Pierre Gouffault (85), der französische Präsident des Internationalen Auschwitzkomitees müssen auch in Zukunft den europäischen Widerstand würdigen.

»Mit großer Sorge« wandte er sich gegen eine Gleichsetzung der faschistischen Konzentrationslager mit den von den Alliierten nach der Befreiung u.a. in Sachsenhausen oder Buchenwald eingerichteten Internierungslagern »Auch in der Zukunft darf es an allen Orten zweifacher Vergangenheit keine Vermischung der historischen Phasen geben. Ursachen und Wirkung müssen deutlich gemacht werden, auch wenn wir anerkennen, dass nach 1945 neues Leid und neues Unrecht geschehen ist. Wir werden aber nie akzeptieren, dass diese Phasen der Darstellung der Geschichte vor und dem Ende des zweiten Weltkrieges miteinander vermischt werden.«

Die Präsidenten der Internationalen Komitees übergaben das Dokument am 27. Januar, im Anschluss an die Gedenkstunde des Bundestages für alle Opfer des NS-Terrors, an Bundestagspräsident Norbert Lammert. Es ist inzwischen allen Bundestagsabgeordneten zugestellt worden.