War Mölders ein Held?

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Die Zeitschrift »Das Parlament« brüskiert den
Bundestag

Nov.-Dez. 2008

»Das Parlament«, herausgegben vom deutschen Bundestag, verbreitet Informationen über das parlamentarische Leben und die Positionen des Bundestages.

Die Deutungshoheit über die Geschichte ist heiß umkämpft in diesem Land. Jüngster Beweis: der Abdruck einer euphorischen Besprechung des Buches »Jagdflieger Werner Mölders. Die Würde des Menschen reicht über den Tod hinaus.« in der Zeitschrift »Das Parlament«. In der Politik entscheidet das Kräfteverhältnis und das kann man verschieben. Sagt sich offenbar die »Mölders-Vereinigung«, die seit 2005 erbittert gegen die Entscheidung des Verteidigungsministeriums anrennt, dem Luftwaffenjagdgeschwader JG 74 den Namen Werner Mölders zu entziehen. Grundlage dieser Verfügung war eine Entscheidung des Bundestages von 1999 (!), Angehörigen der Legion Condor kein ehrendes Andenken mehr zu erweisen und ein Gutachten des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes zur Person von Mölders. Die neue Mölders-Biografie versteht sich als Antwort auf eben dieses Gutachten und will den 1941 abgestürzten Kriegshelden rehabilitieren. Also kommt ihr Autor, Hermann Hagena, pensionierter Luftwaffengeneral und ehemaliger Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, ganz im Sinne heutiger Deutungsmuster zu neuen Erkenntnissen. Zum Opfer kann man den Mann, der mit Begeisterung Bomben abwarf und »Feinde vernichtete« schlecht machen, aber im »inneren Widerstand« zum NS-Regime hat er sich denn doch befunden. Schließlich war Mölders Katholik. An der Bombardierung Guernicas war er nicht persönlich beteiligt und die Stadt Corbera am Ebro wurde nicht von den dort im Einsatz befindlichen Flugzeugen der Legion Condor zerstört, sondern von der Artillerie. Punkt. Bleibt zu hoffen, dass der Bundestag auf diesen Reinwaschungsversuch angemessen reagiert.