»Zielgruppenorientiert«

geschrieben von Hans Canjé

5. September 2013

Nach der Schulhof-CD nun NPD-Schülerzeitungen

Nov.-Dez. 2007

Nach der Schulhof-CD nun NPD-Schülerzeitungen

»Stachel – Schülerzeitung für Mitdenkende« und »Perplex« mit dem Untertitel »jung – frech – deutsch«, so die Titel von zwei »zielgruppenorientiert« angelegten Zeitungen, die die neofaschistische NPD in Kooperation mit ihrer Nahwuchsorganisation »Junge Nationaldemokraten« (JN) an Schulen in Brandenburg und Sachsen verteilt hat. Viele bunte Bilder, kurze Texte, ein wenig an »Bravo« orientiert – statt Fummelkurs allerdings viel nationales Gedröhn, geistige Vorbereitung auf das Anzünden von Dönerbuden und »Ausländerklatschen«. Bekanntlich stammen ja »aus dem vorder-asiatischen Raum« die meisten Jugendlichen »mit einem aggressiven und gewalttätigen Verhalten«. Ein »frischer deutschfreundlicher Wind« soll derart in die Schulen getragen werden.

In Sachsen hat die Staatsanwaltschaft einige Exemplare unter anderem darum beschlagnahmt, weil hier Hitler als der große Friedensengel glorifiziert wird, der »verzweifelt versucht hat, den Frieden zu retten«, während die Alliierten nichts unversucht gelassen haben, das friedfertige faschistische Deutschland zu überfallen. Das ist dämlich. Jugendgefährdend ist mehr aber dieser widerliche, zum alltäglichen tätlichen Fremdenhass auffordernde Rassismus, der da in die Hirne der Jugendlichen (»Nationalismus ist auch Mädchensache. Reihe Dich mit ein – Du – deutsches Mädel«) geträufelt wird. Der »Stachel« beschwört in diesem Sinne den »Kulturkampf«, in dem es um das »Überleben des deutschen Volkes geht«. Dass dabei pathetisch gefordert wird: »Bekenne Dich und zeig anderen, dass Du Deutschland beistehen wirst, wie Herrmann der Cherusker es tat. Auf Dich kommt es an«, ist dann allerdings etwas zweideutig-komisch. Hermann, eigentlich Arminius, wurde nach der gewonnenen Schlacht gegen die Römer im Teutoburger Wald in der Blüte seiner Manneskraft im Jahre 21 nach Beginn unserer Zeitrechung von seinen eifersüchtigen Verwandten ermordet. Eine Warnung an die Adresse des braunen Arminius unserer Tage in der Berliner Parteizentrale?