Rassismus beim Burschentag

geschrieben von Axel Holz

9. September 2013

Juli-Aug. 2013

Der Sprecher der Initiative »Burschenschaftler gegen Neonazis«, Christian Becker, ist aus der »Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn« ausgeschlossen worden, weil er öffentlich mehrfach auf rechtsextremes Gedankengut innerhalb der Burschenschaften hingewiesen hatte.

Der Berliner Gesundheitsstaatssekretär Michael Büge ist kürzlich nach langem öffentlichen Streit vom CDU-Sozialsenator Mario Czaja entlassen worden. Büge war nicht bereit, aus seiner Burschenschaft Gothia auszutreten. Der Vorgang belegt, wie umstritten die studentischen Männerbünde heute sind.

Einer der größten Dachverbände der Burschenschaften, die Deutsche Burschenschaft, hatte sich zum jährlichen Treffen am 23. Mai in Eisenach versammelt. Der Verband vertritt etwa 100 Burschenschaften, in denen wiederum 1.500 aktive und 10.500 frühere Studenten mitwirken. Im vergangenen Jahr waren es noch 25 Bünde mehr, die mittlerweile wegen des Rechtsrucks des Dachverbandes ausgeschieden sind. Bereits 2011 hatte der Deutsche Burschentag in Eisenach über rassistische Aufnahmekriterien für Mitglieder diskutiert. Zwei Jahre später wurde nun ein erneuter rassistischer Antrag eingebracht, der zwischen »deutscher«, »abendländisch-europäischer und »nicht-abendländisch-europäischer« Abstammung unterschied. Aus solchen Vorschriften spreche ein offen völkischer Rassismus, bewertet der Rechtsextremismusexperte der Freien Universität Berlin, Hajo Funke, diese Überlegungen. Der rassistische Antrag wurde kurz vor Beginn der Tagung zurückgezogen. Es sei nicht auszuschließen, dass eine solche strategische Entscheidung Pluralismus vortäuschen soll, hatte ein Sprecher der Initiative »Bündnis gegen den Burschentag in Eisenach« den Rückzieher kommentiert. Der rassistische Auslöser zum Antrag kam übrigens von der »Alten Breslauer Burschenschaft Raczeks zu Bonn«, die die Verbindung »Hansea Mannheim« aus dem Dachverband ausschließen wollte, weil diese einen chinesischstämmigen Studenten in ihre Reihen aufgenommen hatte.

Die Bundesregierung sah zuletzt am 20. Dezember 2012 »keine hinreichenden Anhaltpunkte dafür, dass der Dachverband der Deutschen Burschenschaften (DB) Bestrebungen verfolgt, die gegen die freiheitlich demokratische Ordnung gerichtet sind«. Teil der Deutschen Burschenschaft ist übrigens auch die »Münchener Burschenschaft Arminia-Rhenania«. Ihr Mitglied Hans-Peter Uhl (CSU) entscheidet im »Parlamentarischen Kontrollgremium« des Bundestages mit über die Einschätzung von neonazistischen Strukturen.