Chronist des Widerstands

geschrieben von Reinhard Strecker

18. November 2013

Nach ihrer Befreiung der Deutschen von der Naziherrschaft versuchten die Alliierten, jede Erwähnung eines deutschen Widerstands gegen die NS-Herrschaft zu unterdrücken. Zeitungslizenzen und Papierzuteilung für die Buchproduktion wurden von ihnen verteilt, und die Produkte kontrolliert, überwacht.

Hans-Peter Rüsing, Das Drama des Widerstands. Günther Weisenborn, der 20. Juli 1944 und die Rote Kapelle erschienen bei Peter Lang Edition, Frankfurt/M. Oktober 2013, 368 S., 68 Euro.

Hans-Peter Rüsing, Das Drama des Widerstands. Günther Weisenborn, der 20. Juli 1944 und die Rote Kapelle erschienen bei Peter Lang Edition, Frankfurt/M. Oktober 2013, 368 S., 68 Euro.

Um den Deutschen trotzdem ein Vorbild für ein anderes Deutschland zu geben, schrieb Weisenborn deshalb »Die Illegalen«; das wurde auf Jahre das meistgespielte Drama deutschlandweit, bis Zuckmayrs »Des Teufels General« dazu kam.

Im sich entwickelnden Globke-Adenauer-System angegriffen, er habe die Spionage der Gruppe für die Sowjetunion verschwiegen, berichtete Weisenborn deshalb detailliert darüber in seinem Drama »Klopfzeichen« Ende der Sechziger.

Eine erste geschichtswissenschaftliche Arbeit über den Widerstand hatten Greta Kuckhoff und Falk Harnack – Arvid Harnacks Bruder – zusammengetragen; herausgegeben von Klaus Lehmann im VVN-Verlag unter dem Titel »Widerstandsgruppe Schulze-Boysen/Harnack« 1948. In den beiden damals entstehenden deutschen Nachkriegsstaaten wurde der Widerstand jeweils sehr einseitig wahrgenommen. Erst Weisenborn gab 1953 eine zusammenfassende Übersicht mit seinem »Lautlosen Aufstand« heraus. Ricarda Huch hatte ihm dazu ihr gesammeltes Material übergeben.

Er ist der eigentliche Chronist des deutschen Widerstands. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis sich in Deutschland endlich das heutige faktenreiche Geschichtsbild durchsetzen konnte. Das verdanken wir nicht zuletzt ihm. Die Begriffe »Widerstand« und »Widerstandskämpfer« kamen erst nach dem Zusammenbruch auf, das war der Begriff, der sich schließlich im Westen für den 8. Mai 1945 durchsetzte. Von Befreiung zu sprechen, stieß dort sehr lange auf Ablehnung.

Diese Geschichte voller Konflikte schildert Hans-Peter Rüsing in seinem Buch »Das Drama des Widerstands. Günther Weisenborn, der 20. Juli 1944 und die Rote Kapelle«, dieses Buch gehört – trotz seines Preises – in mindestens einem Exemplar in jede Stadt- und jede Universitätsbibliothek.