Neue »tragfähige Anlässe«?

geschrieben von Ernst Antoni

23. September 2014

Das Oktoberfest-Attentat von 1980 und die Ermittlungslöcher

 

Ende Juli bedankte sich der Generalbundesanwalt bei der VVN-BdA dafür, dass diese ihm den Beschluss ihres Bundeskongresses 2014 mit der Forderung nach Wiederaufnahme der Oktoberfestattentats-Ermittlungen zugeleitet hatte. »Seit geraumer Zeit wird in meinem Haus intensiv geprüft«, schrieb er, ob »die förmliche Wiederaufnahme der Ermittlungen…geboten ist«. Allerdings habe sich »ein tragfähiger Anlass …bisher nicht ergeben«.

Am 26. September sind es 34 Jahre seit dem Blutbad in München. 13 Menschen starben, es gab über 200 Verletzte. Bis heute wird bei diesem bisher verheerendsten Bombenanschlag in der Bundesrepublik, dessen Bezüge zum Neofaschismus unbestritten sind, an einer »Einzeltäter«-Theorie festgehalten.

Kritische Stimmen dazu gab es seit der Einstellung der Ermittlungen in den 80er-Jahren. Bis heute sahen diese sich durch weitere neofaschistische Terrorakte bestätigt. Der im Zuge der »NSU«-Enthüllungen ans Licht gekommene Hintergrund des Bombenanschlags in der Kölner Keupstraße ist hier ein aktuelles Beispiel.

Unermüdlich hatten sich in Sachen Oktoberfest neben gewerkschaftlichen und linken Initiativen der BR-Journalist Ulrich Chaussy und der Anwalt von Attentats-Opfern und Nachkommen Werner Dietrich engagiert. Zuhauf gab es Enthüllungen über die Vernichtung wichtiger Asservate, die es etwa für DNA-Analysen gebraucht hätte.

Nun, vor dem 34. Jahrestag, ist das alles wieder etwas deutlicher ins öffentliche Blickfeld gerückt. Auslöser waren der Spielfilm »Der blinde Fleck« über die Erlebnisse von Ulrich Chaussy bei seinen Recherchen (s. antifa Nov./Dez. 2013: »Terror im Erzählkino«) und die aktualisierte Neuauflage seines Buches »Oktoberfest – Das Attentat«. Und die Tatsache, dass Anwalt Werner Dietrich jetzt erstmals Einsicht in Akten des Bayerischen Landeskriminalamts nehmen konnte, die bisher unter Verschluss waren.

Neben bekannten »Wehrsport«-Bezügen finden sich da neue Hinweise auf ultrarechte »Stay-Behind«-Agenten aus CIA- und BND-Umfeldern, die sich mit reichlich zur Verfügung gestelltem Explosivmaterial auf Untergrundkämpfe nach etwaigen kommunistischen Machtübernahmen vorbereiten sollten.

»Schon wegen der von Ihnen zu Recht hervorgehobenen Bedeutung des Oktoberfestanschlags«, schreibt der Bundesanwalt an die VVN-BdA, »werde ich auch weiterhin alle Erfolg versprechenden Erkenntnisquellen ausschöpfen und möglich neue Ansatzpunkte sorgfältig prüfen.« Und dann?