Was für ein schrecklicher Krieg!

geschrieben von Regina Girod

13. September 2016

antifa-Gespräch mit Dean Mergen über eine Reise auf den Spuren des Spanischen Bürgerkriegs

antifa: Du bist im Juni mit dem Verein »Zivilcourage vereint« nach Katalonien gefahren. Wie kam es dazu?
Dean Mergen: Eigentlich mehr aus Zufall. Meine Mutter und meine Oma sind bei der VVN-BdA, sie haben mir erzählt, dass es diesen Wettbewerb gibt, bei dem man sich bewerben kann. Da habe ich eine Bewerbung geschrieben und wurde tatsächlich ausgesucht.
antifa: Wer waren die anderen Teilnehmer?
Dean Mergen: Die Teilnehmer waren alles junge Antifas aus verschiedenen Gegenden. Wir haben uns erst durch die Reise kennengelernt, uns aber sofort verstanden. Wir waren eine Supertruppe, hatten viele gute Gespräche, viel gelernt, viele Fotos gemacht. Einfach eine geile Truppe.
antifa: Was für ein Ziel hatte die Reise?
Dean Mergen: Das Programm bewegte sich auf den Spuren des Spanischen Bürgerkriegs in Katalonien und Frankreich. Es war sehr intensiv, alle Tage waren voll gepackt mit Besuchen, Gesprächen und Aktionen. Wir waren zweimal in Frankreich und haben die Internierungslager Rivesaltes und Argelès-sur-Mer und eine Geburtsklinik für spanische Flüchtlingsfrauen besucht. In Barcelona haben wir auf dem Friedhof »Montjuic«, wo sich ein Massengrab von Franco-Opfern befindet, die Inschrift auf dem Gedenkstein für Hans Beimler erneuert, die schon sehr verwittert war. Wir haben französische und spanische Zeitzeugen getroffen und am letzten Tag im Pinienhain des Dorfes La Fatarella neun Plaketten für Interbrigadisten an Bäumen angebracht.
Foto fuer Seite 7antifa: Du hast dort fürdeinen Urgroßvater, Fritz Mergen, der als deutscher Kommunist in den Interbrigaden gekämpft hat, eine Plakette angebracht. Was war das für eine Erfahrung?
Dean Mergen: Das war sehr bewegend für mich. Ich habe ja erst im letzten Jahr angefangen, mich mehr für die Familiengeschichte zu interessieren. Vorher habe ich kaum etwas vom Spanischen Bürgerkrieg gewusst, nur eben, dass mein Uropa, den ich ja nicht mehr kennengelernt habe, da gewesen ist. Aber dass er der Chef der Leibgarde von Dolores Ibarurri war, habe ich erst auf der Reise erfahren, auch anderes ist mir erst jetzt bewusst geworden: Wie die Lebensbedingungen in Spanien damals waren und was dieser Krieg überhaupt bedeutet hat. Wir waren in Corbera de Ebro in dem Museum der Ebroschlacht und haben die Ruinen gesehen, die die Deutschen hinterlassen haben. Was sich da abgespielt hat, wie das für die Menschen gewesen sein muss, das hat mich fast umgehauen.
antifa: An der Reise waren praktisch drei Generationen von Antifaschistinnen und Antifaschisten aus verschiedenen Ländern beteiligt. Hattet ihr euch etwas zu sagen, hat die Verständigung geklappt?
Dean Mergen: Ob man sich versteht, ist ja keine Frage des Alters. Ich hatte das Gefühl, das wir alle etwas voneinander gelernt haben. Die Fragen, die gestellt wurden, haben mich zum Teil überrascht. Da ging es oft um eigene Gefühle und Ansichten und nicht so sehr um Geschichte. Als die Zeitzeugen mitbekommen haben, dass ich der Nachfahre eines Internationalen bin, waren sie gleich ganz anders zu mir. Als wenn wir zu einer Familie gehören. Mir ist klar geworden, dass das damals auch so gewesen sein muss. Diese Verbundenheit, egal woher Du kommst und was Du sonst gemacht hast, die existiert bis heute. Es hat mich stolz gemacht, dazuzugehören. Das war eine neue Erfahrung für mich.
antifa: Was ist das Wichtigste, was du von der Reise mitnimmst?
Dean Mergen: Spanien hat mich verändert. Ich habe Dinge, die mich geprägt haben verstanden, die mir vorher gar nicht bewusst waren, sozusagen die soziale Vererbung in meiner Familie. Und die Reise hat einen starken Impulsbei mir ausgelöst, alles was mir irgend möglich ist zu tun, damit meine Generation, oder auch die nachfolgende, so etwas nicht noch einmal erleben muss.

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