Töten, ausplündern, niederbrennen

geschrieben von Gerald Netzl

8. Februar 2018

Japanische Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg

Die Achsenmächte Deutschland und Japan begingen in den von ihnen besetzten Gebieten brutale Verbrechen an der Zivilbevölkerung. Die Deutschen und ihre Helfer haben sechs Millionen Juden und 20 Millionen Sowjetbürger getötet; die Japaner haben 30 Millionen Filipinos, Malaien, Vietnamesen, Kambodschaner, Indonesier und Birma (mindestens 23 Millionen von ihnen waren ethnische Chinesen) getötet. Beide Staaten plünderten die besetzten Länder rücksichtslos aus. Beide Eroberer haben Millionen Menschen als Zwangsarbeiter versklavt und ausgebeutet – im Falle der Japaner auch als Prostituierte für die Fronttruppen. Richten wir unseren europazentrierten antifaschistischen Blick nach Osten.

Das Kaiserreich Japan war Anfang des 20. Jahrhunderts die einzige Industrienation Asiens und spielte eine Rolle in der Weltpolitik. 1905 wurde der russisch-japanische Krieg siegreich beendet im Ersten Weltkrieg war das Kaiserreich Teil der Entente Cordiale. Dabei verlor die kaiserliche Armee (wie schon seit über hundert Jahren) kein einziges bedeutendes Gefecht. Das daraus resultierende Überlegenheitsgefühl vermischte sich zusammen mit Japans wachsendem Bedarf an Rohstoffen zu einem zunehmenden Nationalismus. Die anderen asiatischen Völker wurden als minderwertig, d.h. unter dem eigenen stehend, empfunden.

Die Verbrechen geschahen aus unterschiedlichen Motiven und oft auf Anweisung der Vorgesetzten. Bei japanischen Einmärschen in sich ergebende Städte kam es zu großen Massakern wie auch im Dezember 1937 bei Nanking oder im Verlauf von Kämpfen wie 1945 in Manila. Die Art der Tötungen war unterschiedlich. Zivilisten (Kinder und Kleinkinder eingeschlossen) und Kriegsgefangene wurden zu Tausenden mit dem Bajonett erstochen, erschossen, geköpft, ertränkt und lebendig begraben. Außerdem starben Millionen Menschen in Zwangsarbeitslagern und bei – durch das japanische Besatzungssystem verursachten – Hungerkatastrophen (vor allem in Indonesien und Indochina). Die Chinesen nannten später solche Gräueltaten die »Dreistrahlenpolitik« bzw. »Drei-Alles-Strategie«. Damit war gemeint: töten, ausplündern und niederbrennen.

Während des Krieges forschten mehrere japanische Armeeverbände unter großem Aufwand an Massenvernichtungswaffen und setzten diese in China bei zahlreichen Gelegenheiten ein. Diese Einheiten setzten bei mehreren Operationen chemische und biologische Waffen sowohl gegen feindliche Truppen als auch gezielt zur Massentötung von ZivilistInnen ein. Etwa 20.000 japanische Ärzte machten pseudomedizinische Experimente an Menschen. Opfer waren hauptsächlich chinesische, aber auch philippinische, indonesische und vietnamesische Zivilisten und US-amerikanische, britische und australische Kriegsgefangene.

Hungerkatastrophen in besetzten Ländern

Die japanische Besatzung beutete die besetzten Gebiete rücksichtslos aus um ihren Bedarf an Rohstoffen zu decken. Dazu zählte die Zwangsarbeit von Millionen Menschen sowie und die logistische Beschlagnahmung von Lebensmitteln ganzer Länder. Der hungernden Zivilbevölkerung wurde jegliche humanitäre Hilfe verweigert. In Verbindung mit den Zwangsarbeitslagern und dem stark ausgeprägten, meist willkürlichen Unterdrückungssystem, das sich gegen Widerstandsgruppen richtete, führte dies zu mehreren Hungerkatastrophen, die Millionen Menschenleben forderten. In Vietnam starben allein bei der Hungerkatastrophe 1944 – 1945 etwa zwei Millionen Menschen, was etwa 10% der Gesamtbevölkerung entspricht.

Zwangsprostitution

Der Begriff »Trostfrauen« ist ein Euphemismus für Frauen, die in Bordellen des japanischen Militärs während des Zweiten Weltkrieges zwangsprostituiert wurden. Bereits mit dem Einfall in China 1932 wurde die Rekrutierung junger Frauen als »Trostfrauen« systematisiert. Jede Frau musste Tag für Tag etwa 30 bis 40 Soldaten zu Diensten sein. Viele starben an Krankheiten, Folter oder Hunger noch vor dem Kriegsende. In den letzten Kriegswochen wurden Tausende der »Trostfrauen« ermordet, nur etwa 30 Prozent überlebten den Krieg. Schätzungen gehen von 100.000 bis 300.000 betroffenen Mädchen und Frauen aus.

In Japan selbst wurden und werden die einzelnen Ereignisse oder auch Einzelheiten von Kriegsverbrechen oft von japanischen Nationalisten bestritten. Was bis heute fehlt, ist eine Geste Japans ähnlich der von Bundeskanzler Willy Brandt im Jahr 1970 am Denkmal für die jüdischen Opfer des Warschauer Ghettos. Ein Verbotsgesetz gegen Wiederbetätigung oder ein dem Bundesentschädigungsgesetz entsprechendes Gesetz ist im japanischen Rechtswesen nicht existent. Daher wird in Japan die Leugnung der japanischen Kriegsverbrechen nicht strafrechtlich verfolgt, während in Deutschland, in Österreich und in einigen anderen europäischen Ländern, die Holocaustleugnung ein Straftatbestand ist, Die Japaner erinnern sich bis heute nicht an einen Holocaust, sondern an einen militärischen Konflikt.

Aus den Protokollen der Kriegsverbrecherprozesse nach dem Krieg geht hervor, dass in Nanking innerhalb von sechs bis sieben Wochen mindestens 200.000 Zivilisten und Kriegsgefangene ermordet sowie rund 20.000 Mädchen und Frauen vergewaltigt wurden.