Rechte Ideenmesse

geschrieben von Kristian M. Rye

11. September 2013

Der »Zwischentag« in Berlin vereint Neue Rechte, Neokonservative und Nazis

 

Am 5. Oktober findet im Berliner »Logenhaus« in Wilmersdorf der zweite »Zwischentag« statt. Die Medienmesse wird von den selbsternannten neurechten »Vordenkern« Götz Kubitschek und Felix Menzel organisiert und versammelt das »who is who« extrem rechter Publizistik. Das Treffen dient der Selbstverständigung und Vernetzung einer Szene, die sonst selten öffentlich und vor allem gemeinsam auftritt. Dem Ruf des »Zwischentag« folgten im letzen Jahr bereits 700 Teilnehmer, die an einem »kultur-revolutionären« Konzept arbeiten. Vom elitären und intellektuellen Gebaren dürfen sich Antifaschistinnen und Antifaschisten nicht über das klassische rechte Weltbild und das Mobilisierungspotential dieses Spektrums täuschen lassen.

Hauptakteur des »Zwischentag« ist Götz Kubitschek, Herausgeber der rechtsintellektuellen (wenn es denn so etwas überhaupt gibt) Zeitschrift »Sezession« und Inhaber des Antaios-Verlags. Er ist Oberleutnant der Reserve und war 1996 an Protesten gegen die Wehrmachtsausstellung beteiligt. Wegen früherer Autorentätigkeit für die Junge Freiheit, sollte er aus der Bundeswehr ausgeschlossen werden, was allerdings zurückgenommen wurde. Der zweite Veranstalter ist Felix Menzel, Autor und Gründer der rechtskonservativen Onlinepublikation »Blaue Narzisse«. Er eröffnete Anfang Juni das »Zentrum für Jugend, Identität und Kultur« in einem Dresdener Kellerladen.

Neben den Publikationen der beiden Initiatoren beteiligen sich noch knapp 30 andere Aussteller am Zwischentag 2013. Einer der wichtigsten ist zweifellos das »Institut für Staatspolitik« (IfS), welches sehr eng mit der »Sezession« verknüpft ist und von Karlheinz Weißmann und Erik Lehnert geführt wird. Es versteht sich selbst als neu-rechte Denkfabrik und veranstaltet unter anderem die »Berliner Kollegs«, bei denen zu Themen wie Deutschenfeindlichkeit oder »Ein Jahr nach Sarrazin. Meinungsfreiheit in Deutschland« diskutiert wird. Das IfS vertritt in seinen Publikationen ein, an Carl Schmitt geschultes, reaktionäres Staatsverständnis und liefert Impulse für Diskussionen, die in diesem Spektrum geführt werden. Dieses Jahr wird das IfS zudem die Ausstellung »Konservative Revolution in Deutschland 1918 – 1932« beim Zwischentag präsentieren, bevor diese anschließend auch bundesweit zu sehen sein soll. Der Konservatismus genannter Zeit war ein Sammelbecken unterschiedlicher rechter Denkrichtungen, unter denen vor allem die »Jungkonservativen« die heutige Neue Rechte inspirieren. Die Konservative Revolution war aber gleichermaßen auch in ihrer völkischen und national-revolutionären Ausrichtung maßgeblicher Wegbereiter des Nationalsozialismus.

Rund hundert Jahre älter als die Konservative Revolution und dennoch dem neu-rechten Spektrum tief verbunden, ist die Deutsche Burschenschaft. Sie wird dieses Jahr sowohl als dezimierter Dachverband einen Stand unterhalten, als auch durch die »B! Germania Marburg« und die »B! Gothia Berlin«, also durch zwei besondere Rechtsausleger, vertreten sein.

Zudem werden noch einige (exrem) rechte und rechtsintellektuelle Buchverlage in Wilmersdorf ausstellen, darunter der »Ares« Verlag von Wolfgang Dvorak-Stocker. Bei »Ares« werden nicht nur geschichtsrevisionistische Schriften und Militaria, sondern auch krudeste Verschwörungstheorien verlegt. Jüngst wurde der Verlag aus Graz einem größeren Publikum bekannt, weil der ehemalige Verfassungschutzchef aus Thüringen, Helmut Roewer sein Buch »Nur für den Dienstgebrauch – als Verfassungsschutz-Chef im Osten Deutschlands« dort veröffentlichte. Neben »Telesma« und »Uwe Berg« sind außerdem Verlage mit Sitz außerhalb Deutschlands vertreten. Der englisch-schwedische Arktos-Verlag hat sich als der englischsprachige Hauptverleger der europäischen Neuen Rechten etabliert und »Deltastichting« aus Belgien bringt die Zeitschrift »TeKoS« heraus, die als flämisches Pendant zu »Sezession« und IfS gelten kann.

Weil es jedoch nicht bei brauner Theorie bleiben soll, sind dieses Jahr auch die rechten Hoffnungsträger der »Identitären Bewegung« vertreten. Neben dem deutschen Ableger ist auch eine Aktionsgruppe aus Wien angekündigt. Die aus Frankreich kommende, kultur-rassistische Bewegung, die in Deutschland bis jetzt vor allem durch Sprühereien und Flashmobs versuchte, auf sich aufmerksam zu machen, birgt nach Ansicht der neu-rechten Eliten Potential für junge Menschen, »die alte Muster politischen Denkens für genauso veraltet hält, wie die 68er und ihre wirre Ideologie.« Außerdem wird es auch dieses Jahr diverse Podiumsdiskussionen geben, auf denen über Islam, die »Alternative für Deutschland« oder die Zukunft der Deutschen Burschenschaft debattiert werden soll.

Im letzten Jahr wurde der Zwischentag nicht weiter beachtet. Da die Messe dieses Jahr noch größer werden soll, wird sie die Hauptstadt wohl dazu zwingen, das rechte Treiben nicht länger zu dulden.