1. September: 100 x nonpd

geschrieben von VVN-BdA Nürnberg

5. September 2013

Wie soll es nach der Kampagne weitergehen?

Sept.-Okt. 2007

Diese und weitere Fragen beschäftigten die Besucher einer Veranstaltung auf einem Antifajugendcamp bei Königsdorf in Oberbayern. Die Diskussionsveranstaltung fand unter dem Titel »Die Parlamentarische Rechte und die Kampagne zum Verbot der NPD« statt. Als Referenten fanden sich die bayerische Bundestagsabgeordnete der Linken, Eva Bulling-Schröter, und Jürgen Gechter von der Nürnberger VVN-BdA ein, der zugleich die Kampagne in der zentralen Arbeitsgruppe mitgestaltet. Eva Bulling-Schröter berichtete in ihrem Vortrag von den erfolgreichen Versuchen der Neofaschisten, vor allem in den neuen Bundesländern durch veränderte Strategien Sympathisanten und Wählerstimmen zu bekommen. Bei manchen Veröffentlichungen der Rechtsradikalen erkennt man nicht, mit wem man es eigentlich zu tun hat. Die Masche »Ausländer raus« ist veraltet, heute fordert die NPD scheinheilig einen Mindestlohn oder den Erhalt von Arbeitsplätzen. Sie stellte zudem heraus, mit welch beschränkten Mitteln man den Naziumtrieben in den Parlamenten entgegentreten kann. »Im sächsischen Landtag werden die NPD´ler einfach niedergestimmt.«

Den wesentlich leichteren Part in der Veranstaltung hatte Jürgen Gechter, der von der außerordentlich erfolgreichen Kampagne der VVN-BdA »NPD-Verbot-jetzt!« berichten konnte. Zuvor erklärte er noch die Strukturen der größten deutschen antifaschistischen Organisation. Die aufmerksamen Zuhörer erfuhren wissenswertes aus der Geschichte der VVN-BdA, von der Gründung, den erfolglosen Verbotsbestrebungen durch die Adenauer-Regierung, die Erweiterung zur VVN-BdA und als jüngste Entwicklung den Zusammenschluss der Verbände aus Ost- und Westdeutschland. Und warum sich die Mitglieder der VVN-BdA als »Kameraden« bezeichnen, war für viele nur bis zur Erklärung ein Rätsel. »Der Begriff Kameradin und Kamerad darf nicht alleine Militaristen und Nazis überlassen werden!«, beendete Jürgen Gechter seinen Kurzvortrag zur Vereinigung.

Die nachfolgende Schilderung der laufenden Kampagne, mit vielen lebendigen Erlebnisberichten, einer Situationseinschätzung und der Erläuterung der Ziele der Kampagne wurde erfreut aufgenommen »Wir haben mit der Kampagne Menschen erreicht, die wir vorher nicht als Unterstützer unserer antifaschistischen Politik wahrgenommen haben, wir haben neue Bündnisse geschlossen und neue Mitglieder gewonnen. Wir waren öffentlich präsent. Damit wurden die sekundären Ziele bereits weitgehend erreicht.« Die meistdiskutierte Frage ließ das durchgängige Empfinden der jugendlichen Teilnehmer deutlich werden. Warum die Kampagne ein Ende haben muss, warum man sich die Möglichkeit damit vergibt, weiterhin den Erfolg zu genießen. Zwar war jedem bei kurzem Nachdenken bewusst, dass eine Kampagne immer ein Ziel und damit einen Abschluss haben muss, doch war ersichtlich, dass der ungewohnte Erfolg dazu anstiftete, dem Ende mit Unbehagen entgegenzusehen. So entwickelte sich eine lebhafte Diskussion darüber, wie wir im kommenden Jahr den Neofaschisten im bayerischen Kommunal- und Landtagswahlkampf entgegentreten könnten. Jürgen Gechter beendete die Veranstaltung mit seinem Schlusswort: »Wir werden nach dem 9. November 2007 mit einem deutlichen Votum von 150.000 Bürgerstimmen an den deutschen Bundestag herantreten und ihn zu konsequentem Handeln gegen die NPD auffordern. Diesen Erfolg hätte uns vor einem Jahr niemand zugetraut. Wir sind damit aus der Rolle der Reagierenden herausgetreten und haben die Rolle der Agierenden übernommen.«