Demo während der Arbeit

geschrieben von Peter C. Walther

5. September 2013

Bündnisse werden bunter und breiter – Beispiele zur Nachahmung

Nov.-Dez. 2007

Keine Ausnahmeerscheinung mehr sind breite Bündnisse gegen Neonazis. So war es in Mainz beim Protest gegen den »Europakongress« der Republikaner ein Bündnis von über 30 Organisationen, Parteien und Gruppierungen von Pax Christi über Fußballvereins-Fans bis zu den Gewerkschaften und den Linken, das gemeinsam protestierte. Geschäftsführung und Beschäftigte eines großen Hotels lehnten es ab, die REPs zu bewirten.

In Königswusterhausen wehrten sich Menschen von autonomer Antifa bis zur CDU gemeinsam gegen einen NPD-Aufmarsch.

In Hannover unterstützten rund 200 Gruppen und etwa 8.000 Demonstranten den Aufruf des DGB zu einer Protestaktion gegen einen NPD-Wahlkongress.

In Südhessen haben sich Nazigegner aus Gewerkschaften, Jugend- und Antifa-Gruppen, Verbänden und Vereinen, zu einem Bündnis zusammengefunden, das im hessischen Landtagswahlkampf nicht nur auf Nazi-Auftritte reagieren, sondern vor allem mit eigenen Aktivitäten arbeiten will.

Es sind neue Aktions- und Protestformen, die mehr und mehr Verbreitung finden.

Dazu gehören ein Straßenfest mit über 2.000 Teilnehmern im oberfränkischen Gräfenberg, ein »Demokratiefest« mit 900 Teilnehmern in Zwickau oder ein »öffentliches Frühstück« mit rund 2.000 Teilnehmern in Salzgitter.

In Halberstadt gingen Kunstschaffende unter dem Motto »Auf die Plätze« mit Aufführungen unterschiedlichster Art auf die Plätze, auf denen sich üblicherweise Rechtsextremisten tummeln. 900 Halberstädter ließen sich für Plakate fotografieren, um »Gesicht zu zeigen«. Insgesamt nahmen 6.000 Halberstädter an dem Projekt teil.

In Quedlinburg besetzten rund 2.000 Bürger sechs Stunden lang den Marktplatz, um ihn für Neonazis zu sperren.

In Bad Lauterburg im südlichen Harz gab es eine besonders bemerkenswerte Aktion: Rund 2.000 Menschen aus 20 Betrieben demonstrierten während der Arbeitszeit gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Gewerkschaften und Unternehmer hatten sich geeinigt, zum Zwecke der gemeinsamen Demo die Arbeit zu unterbrechen.

Die Liste von vielfältigen Bündnissen und Aktionen ist weit mehr als eine Aufzählung. Es handelt sich um Beispiele, die Anregung geben. Hier finden Lernprozesse statt. Es zeigt sich, dass der Protest gegen Naziumtriebe nicht nur eine Sache linker Gruppierungen ist. Wenn Meinungsführer und maßgebende Gruppierungen einer Stadt oder Gemeinde sich erkennbar gegen Nazis engagieren, wirkt das motivierend auf weitere Bevölkerungskreise. Hier kann sich ein Klima entwickeln, das Neonazis den Boden entzieht.