Zusammen ungehorsam

geschrieben von Markus Tervooren

5. September 2013

Den Neonazi-Aufmarsch im Februar in Dresden erneut blockieren

Jan.-Feb. 2011

Aktuelle Infos zum Stand der antifaschistischen Mobilisierung, zu Vorbereitungstreffen und Bussen, sind unter www.dresden-nazifrei.com zu finden.

Warum ich nach Dresden fahre? Diese Frage haben uns zwei Antifaschisten schon jetzt beantwortet.

»Die Bürgerinitiative Zossen zeigt Gesicht, fährt nach Dresden, weil wir es für wichtig halten, dass man sich über regionale Grenzen hinweg in dem Protest gegen rechtsradikale Aufmärsche unterstützt und auch in anderen Städten Gesicht zeigt. In der Dresdner Blockadestrategie der Nazis liegt ein erfolgsversprechendes Zukunftsmodell des aktiven Widerstandes gegen Nazis, von dem wir im letzten Jahr eine Menge gelernt und an Zivilcourage gewonnen haben.« (Jörg Wanke von der Bürgerinitiative »Zossen zeigt Gesicht«)

»Weil man das geschichtsträchtige Dresden nicht mit den geschichtsvergessenen braunen volksverhetzenden Dumpfbacken aus ganz Europa alleine lassen darf, das hat diese wunderschöne und vom deutschen Vernichtungskrieg der verbrecherischen Nationalsozialisten arg gebeutelte Stadt nicht verdient .Weil ich das tolle Gefühl einer erfolgreichen Massenblockade wieder erleben möchte, egal wie viele Stunden ich dazu möglicherweise in klirrrender Kälte da auch auf der Straße verbringen muss, das ist die Mühe wert.« (Hans Erxleben, LAG Antifaschismus der Berliner Linken, dessen Eltern mehrere Jahre wegen »Hochverrats« in NS-Kerkern zubringen mussten)

»Gerade die Entschlossenheit tausender Menschen, sich den Neonazis direkt in den Weg zu stellen, ließ die Blockaden 2010 zu einem überwältigenden Erfolg werden. Alle Versuche, Proteste gegen Neonazis als »extremistisch« zu diffamieren, sind fehlgeschlagen. Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich den Neonazis in Dresden entschlossen entgegen zu stellen.(…) Wir erklären: Wenn Neonazis marschieren, werden wir dagegen protestieren! Wenn notwendig, auch mit einer Blockade!« (Aus dem Aufruf der VVN-BdA)

12.000 Menschen, vielleicht sogar noch mehr, verstellten am 12.Februar 2010 in Dresden dem Neonazi-Aufmarsch mit Blockaden den Weg. Die angereisten Neonazis marschierten von ihren Bussen zum Bahnhofsvorplatz in der Neustadt und nach etlichen Stunden zu ihren Bussen zurück. Aus dem angekündigten neofaschistischen »Trauermarsch« zum Gedenken an »Bombenholocaust« wurde eine traurige Kundgebung, eingekesselt von der Polizei, derweil alle möglichen »Aufmarschrouten« von Antifaschistinnen blockiert waren. Gemeinsam wurde der Rahmen des symbolischen Protests verlassen und mit der Aktionsform Massenblockade der kollektive Ungehorsam nach Dresden getragen Nachdem die aus ganz Deutschland und Europa angereisten Neonazis zuvor jahrelang nahezu ungestört durch die Dresdener Altstadt marschieren durften und auch konnten, ging 2010 buchstäblich nichts mehr für die rechte Trauergesellschaft. In Dresden war kein Platz für Neonazis, kein Platz für neonazistische Geschichtslügen, rechten Opfermythos und kein Platz für die Verhöhnung der Opfer des Faschismus.

Auch 2011 soll sich für die Neonazis daran nichts ändern. Die antifaschistische Mobilisierung ist bereits im Dezember angelaufen. Erneut ruft das das antifaschistische Bündnis »Dresden stellt sich quer!« aus Antifa-Gruppen, Gewerkschafterinnen, Bürgerinitiativen, Jugendorganisationen, Politikerinnen und natürlich der VVN-BdA dazu auf, sich auch 2011 den Neonazis entschlossen in den Weg zustellen – gemeinsam ungehorsam zu sein. Die ersten Busse sind schon bestellt, in mehreren Städten hat es schon Vorbereitungstreffen und Regionalkonferenzen gegeben und weitere werden folgen.

Doch es wird nicht einfach werden. Die Neonazis kündigen an, 2011 ihre »Strategie« ändern zu wollen und planen sowohl am 13.Februar als auch am 19. Februar in Dresden aufzumarschieren. Auf rechten Internetseiten ist am Abend des 13. Februar eine »Gedenkveranstaltung mit Trauermarsch« in Dresden angekündigt, für den darauffolgenden Samstag sind in der Dresdener Innenstadt mehrere rechte Veranstaltungen angemeldet. Auch von einem dezentralen »Sternmarsch« wird in Neonaziforen schwadroniert. Und ob die Dresdener Polizei die »Schlappe« von 2010 auf sich sitzen lassen will, ist auch ungewiss. Um den Neonazi-Aufmarsch erneut zu einem Desaster für die braunen Marschierer zu machen, ist also sowohl »Klasse« als auch »Masse« von Nöten. Jeder sollte also noch zwei Freunde oder Freundinnen mitbringen, noch mehr, noch entschlossenere Menschen sind gefragt, die sich auf den Weg nach Dresden machen. Die zahlreichen Blockaden von Neonazi-Aufmärschen in ganz Deutschland im vergangenen Jahr, die Proteste in Gorleben und Stuttgart haben gezeigt, dass Zivilcourage und demokratisches Engagement Konjunktur haben. Keine guten Aussichten für die braunen Marschierer!