Die Gedenkstätte »Hotel Silber« kommt

geschrieben von Janka Kluge

8. November 2015

Wenn es nach den Plänen der Stadt Stuttgart gegangen wäre, würde das Hotel Silber schon lange nicht mehr stehen. Die Firma Breuninger baut nebenan eine riesengroße Erweiterung ihres Kaufhauses. Erst nach jahrelangen Protesten konnte der Abriss des Hotels verhindert werden. Getragen wurden die Proteste von vielen Gruppen in Stuttgart, die sich mit Geschichtspolitik und der Aufarbeitung des Faschismus befassen. Dem neu gegründeten Verein, der sich den Kampf um den Erhalt des Hotels Silber verschrieben hatte, gehören mehr als 20 Vereine und Organisationen, vom DGB bis zur VVN, an.

Im Hotel Silber war von 1933 bis 1945 die Politische Polizei untergebracht. Bis 1935 war sie zwar Heinrich Himmler in Berlin unterstellt und damit formal gleichgeschaltet. Erst danach wurde sie auch offiziell in Gestapo umbenannt. Viele der Widerstandskämpfer und Kämpferinnen die in Württemberg verhaftet wurden, wurden hier verhört und gefoltert.

Erst durch die Arbeit der Initiative wurden die hier verübten Verbrechen einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Dazu trug auch die von der Initiative mitfinanzierte Forschungsarbeit »Alles erforscht?« der Historikerin Susanne Wein bei. In dieser Arbeit listete sie die bisherigen Veröffentlichungen zu diesen Fragen in Württemberg auf.

Doch auch seit klar ist, dass das Gebäude nicht abgerissen und eine Gedenkstätte darin errichtet wird, konnte sich der Verein nicht zurücklehnen. Der Landtag beschloss, dass die künftige Gedenkstätte vom »Haus der Geschichte« in Stuttgart betrieben wird. Der Leiter dieses Museums stand damit vor einer neuen Situation. Auf einmal saß er kritischen Historikern und Laien gegenüber, die andere Sichten vertraten als er.

Die Zusammenarbeit zwischen Verein, Stadt und Land wurde in mehreren »Runden Tischen« mühsam vorangebracht. Für das Programm, einschließlich des Rahmenprogramms, soll nun ein Beirat gegründet werden. Leider ist es nicht gelungen, dass die Opferverbände Baden-Württembergs ein fester Teil des Gremiums sind. Die Gedenkstätte soll 2017 eröffnet werden.