Spanien im Herzen

13. September 2016

Seit 15 Jahren gibt es den Verein« Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939«

Jahrestage sind nützlich für Standortbestimmungen. Internationale Brigaden – ist das Thema unter Linken nicht hinlänglich bekannt? Und haben wir nicht andere, aktuelle Themen: neue Flüchtlingsströme, ansteigende ausländerfeindliche, rassistische Tendenzen? Wie gestalten wir als kleiner Verein mit 120 Mitgliedern unsere Arbeit sowohl hier, als auch in internationalen Bündnissen?
Es bleibt unsere Aufgabe, das Andenken der Kämpfer von damals in der Öffentlichkeit bewusst zu machen, an das einzigartige Beispiel der völkerverbindenden, internationalen Solidarität in Form der Internationalen Brigaden zu erinnern. Weltweit sind nur noch wenige Kämpfer am Leben: Joseph Almudever, Virgilio Fernández, Stanley Hilton, Juan Miguel de Mora, Antoine Pinol, Aurelio Grossi, hinzu noch Kämpfer aus den Reihen der Republikanischen Armee wie Vincent Almudever. Mit den beiden Brüdern, Ehrenmitgliedern des KFSR, sind wir oft zusammengetroffen. Erinnerungsarbeit ohne Zeitzeugen – darauf müssen wir unsere Arbeit einstellen. In diesem Jahr haben wir zahlreiche Anfragen von lokalen Initiativen erhalten, auch dank der Zusammenarbeit mit anderen Strukturen der VVN-BdA. Davon konnten sich auch die Teilnehmer am Bundeskongress in Bochum überzeugen.
Erfreulich ist die gewachsene Hinwendung zu den Kämpfern selbst, mit der Frage, wer waren diese Menschen? Einen wertvollen Beitrag leistet dazu das Lexikon »Sie werden nicht durchkommen. Deutsche an der Seite der Spanischen Republik und der sozialen Revolution« (W. Abel, E. Hilbert), mit 3531 Einträgen, an dem fast 15 Jahre lang gearbeitet wurde. Der 2. Band mit zahlreichen Fotos und Zeitdokumenten steht vor der Fertigstellung. Die Frauen im Spanienkrieg werden demnächst in einer Publikation des KFSR von Ingrid Schiborowski und Anita Kochnowski gewürdigt werden. Noch stärker wollen wir die Angehörigen der Kämpfer von einst, insbesondere auch die Generation der Enkel und Urenkel zu unseren Veranstaltungen einladen und in die Arbeit einbeziehen.

Dr. Kerstin Hommel ist seit 2014 Vorsitzende des KFSR

Dr. Kerstin Hommel ist seit 2014 Vorsitzende des KFSR

Einen Beitrag mit inhaltlichem Zugewinn können wir leisten, wenn wir uns offensiv und ohne Ausgrenzung Fragen wie der nach dem Kräfteverhältnis aller linken politischen Strömungen in der damaligen Zeit stellen, auch nach der Rolle der Anarchisten, des POUM, oder den Einfluss der Volksfront und des Stalinismus auf den antifaschistischen Kampf in Spanien. Die Öffnung der Archive hat hier zu einer gewachsenen Zahl von Publikationen geführt. Neben der Hinwendung zu den Internationalen Brigaden als einzigartigem Beispiel für die internationale Solidarität, müssen wir den Fokus auch stärker auf die 1936 in Spanien begonnenen gesellschaftlichen Veränderungen richten. Welche Hoffnungen für die Arbeiter und Bauern bedeuteten Agrarreform, Kollektivierung von Betrieben, Formierung von Räten aus sozialen Bewegungen als Möglichkeit der uneingeschränkten Beteiligung des Volkes an der Gestaltung der Gesellschaft? Damit können wir uns in die Suche nach gesellschaftlichen Alternativen einbringen – ein Thema, das nicht nur die junge Generation bewegt.
Das erfordert mehr Bildungsarbeit, auch in den eigenen Reihen, auf Veranstaltungen wie unseren monatlich durchgeführten »Spanientreffs«, in Publikationen – u.a. in unserer Zeitschrift »No pasarán«, die seit 2014 mit drei Ausgaben im Jahr erscheint.
Neben nationalen haben wir viele internationale Bündnispartner, einige stellen sich in dieser Ausgabe vor. In der letzten Zeit sind Partner in Osteuropa – Prag, Warschau und Belgrad – hinzugekommen. Neben gegenseitigen Besuchen und Diskussionen unterstützen wir unsere Freunde, z.B. beim Kampf um den Erhalt des Madrider Denkmals für die IB oder der Dombrowski-Straße Warschau. National wie international wächst die Zusammenarbeit dort, wo wir an gemeinsamen Projekten arbeiten, uns austauschen – etwa zur Bildungs-, Biografie- und Jugendarbeit. Unser nächstes großes Zusammentreffen wird die internationale Reise Ende Oktober nach Paris – Benicàssim – Albacete – Madrid sein. Alle sind herzlich eingeladen, diese Reise mit uns gemeinsam zu unternehmen, ebenso zu unserem zur Tradition gewordenen Internationalen Jahrestreffen am 1./2. Oktober in Berlin, mit der Ehrung am Spanienkämpferdenkmal und einer Festveranstaltung »80 Jahre Internationalen Brigaden«. Hier wollen wir auch die Umsetzung des gemeinsamen Aufrufs starten, die Kämpfer an Gedenkstätten und Gräbern bundesweit zu ehren.
Wir setzen uns weiterhin für eine staatliche Ehrung der Spanienkämpfer auf kommunaler, Landes- u. Bundesebene ein. Wir fordern den Bundestag auf, die deutschen Verbrechen in Spanien nachdrücklich zu verurteilen und die Rentenzahlungen an die faschistischen Kollaborateure der »Blauen Division« einzustellen. Das werden wir nur gemeinsam im Bündnis mit allen Antifaschisten erreichen: Pasaremos! Kerstin Hommel

Über die Geschichte des KFSR, zahlreiche nationale und internationale Veranstaltungen sowie Presseartikel gibt unsere Webseite www.spanienkaempfer.de einen guten Überblick.

Der KFSR ist Mitglied der FIR und korporatives Mitglied der VVN-BdA.