Mut und Konsequenz

geschrieben von Rainer Beuthel

5. September 2013

Antifaschistischer Widerstand in Dänemark

Jan.-Feb. 2012

Matthias Bath: Danebrog gegen Hakenkreuz. Der Widerstand in Dänemark 1940-1945.- Neumünster: Wachholtz, 2011.

Jørgen Kieler: Dänischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Ein Zeitzeuge berichtet über die Geschichte der dänischen Widerstandsbewegung 1940 – 1945.- Hannover: Offizin-Verlag, 2011.

Zur Geschichte des dänischen Widerstands gegen die deutsche Besatzungsmacht während des 2.Weltkrieges sind im Laufe der Jahrzehnte mehr als 7300 Publikationen erschienen – in dänischer Sprache. Gemessen daran gab es auf Deutsch bisher sehr wenig; auch in DDR-Verlagen wurde seinerzeit so gut wie nichts publiziert.

Zwei jüngst erschienene Bücher helfen, diese Lücke ein wenig zu schließen. Zum einen »Danebrog gegen Hakenkreuz« von Matthias Bath, zum anderen Jørgen Kielers Erinnerungsband »Dänischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus«, basierend auf der dänischen Originalausgabe von 2001.

Dänemark wurde am 9.April 1940 im Rahmen der Operation »Weserübung« von Truppen der faschistischen deutschen Wehrmacht unter Bruch eines zwischen beiden Staaten 1939 abgeschlossenen Nichtangriffspaktes überfallen und besetzt. Vereinzelte militärische Gegenwehr wurde von der dänischen Regierung unter dem sozialdemokratischen Staatsminister Stauning nach wenigen Stunden abgeblasen. Sie wäre angesichts der erdrückenden Überlegenheit der deutschen Seite so gut wie aussichtslos gewesen – so die offizielle Einschätzung.

Beide Seiten einigten sich rasch auf ein Arrangement, infolgedessen die dänische Regierung im Amt blieb, Demokratie und staatliche Institutionen inklusive Polizei und Armee von der Besatzungsmacht im Kern nicht angetastet wurden, im Gegenzug die Wehrmacht aber die uneingeschränkte militärische Macht und Operationsfreiheit erhielt. Diese Form der Zusammenarbeit, die auch die Verfolgung etwaigen Widerstandes gegen die Besatzungsmacht durch die dänische Justiz einschloss, wurde von der Mehrheit der dänischen Bevölkerung wenn nicht mit Freude, so doch mehr oder weniger als kleineres Übel akzeptiert.

Doch zugleich wurde diese Situation zunehmend als Schmach empfunden. Widerstand in Form von Untergrundzeitungen und einzelnen Sabotageaktionen entstand zunächst aber nicht von Seiten der sozialdemokratischen Regierungspartei und ihrer linksliberalen Verbündeten (Radikale Venstre), sondern aus konservativen, nationaldänisch gesinnten Kreisen sowie von Kommunisten, die allerdings erst nach dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 ihre abwartende Haltung änderten und im Rahmen der Organisation BOPA Anschläge auf die kriegswichtige Infrastruktur organisierten.

Im August 1943 spitzte sich die Auseinandersetzung zu und entwickelte sich vielerorts zu einem Volksaufstand.

Matthias Bath bietet in seinem Buch eine umfassende Darstellung des gesamten antifaschistischen Widerstandes in Dänemark; Jørgen Kielers Buch ist »Autobiographie, Kollektivbiographie und historische Schilderung zugleich« (Nachwort von Therkel Stræde). Einem eher konservativ-bürgerlichen Elternhaus entstammend, schloss sich Kieler als Student in Kopenhagen gemeinsam mit seinem Bruder und zwei Schwestern dem Widerstand an, zunächst durch Herstellung und Verbreitung von Zeitungen, dann im Rahmen von »Holger Danske« als aktiver Saboteur, der an einer Reihe von erfolgreichen Aktionen beteiligt war. Im Februar 1944 wird er in der Gegend von Apenrade verhaftet und gerät, wie auch seine drei Geschwister, in die Fänge von Gestapo und SS.

Eigentlich schon zum Tode verurteilt, kommt Kieler über das Lager Frøslev nach Neuengamme und zum Schluss in dessen Außenlager Porta Westfalica, das er selbst als »Todeslager« einstuft: von den dort inhaftierten 225 Antifaschisten aus Dänemark konnten im März 1945 nur noch 81 vom schwedischen Roten Kreuz gerettet werden.

Alle Mitglieder der Familie Kieler haben überlebt und erlebten die Befreiung im Mai 1945 in ihrer Heimatstadt Horsens in Jütland.