OSS – eine rechte Terrorzelle

geschrieben von Janka Kluge

7. September 2016

NPD und »Kameradschaften« als Brutstätte rechter Attentäter

Seit einigen Wochen findet vor dem Landgericht München ein zweiter Prozess wegen rechten Terrors statt. Am 6. Mai 2015 waren bei Hausdurchsuchungen drei Männer und eine Frau festgenommen worden. Die Bundesstaatsanwaltschaft wirft den Mitgliedern der »Oldschool Society« (OSS) vor, Anschläge auf Unterkünfte von Geflüchteten und Wohnprojekte von Linken geplant zu haben. Bei den Hausdurchsuchungen in fünf Bundesländern wurden verschiedene Waffen sowie Sprengstoff und Nägel gefunden, mit denen Nagelbomben gebaut werden können. Nach Erkenntnissen der Polizei hatten Markus W. und Denise G. am 1. Mai 2015 in Tschechien Böller mit erheblicher Sprengkraft gekauft. Am selben Abend soll nach einer Meldung von Spiegel Online Markus W. am Telefon gesagt haben: »Deswegen habe ich schon gedacht, hier, so eine `Cobra 11`, hier weißt Du, hier Dachpappenstifte mit Sekundenkleber ringsum, draufkleben und dann so ein Ding im Asyl … so ein Ding im Asylcenter, im Asylheim so, weißt Du, Fenster eingeschmissen und dann das Ding hinterhergejagt«. Außerdem überlegte die Gruppe, spektakuläre Anschläge zu verüben, die sie dann Islamisten in die Schuhe schieben wollten.
Die drei Angeklagten sind seit langen im der rechten Szene verankert. Markus W. ist 2006 in die NPD eingetreten und war Mitglied der inzwischen verboteneren Kameradschaft »Aachener Land«, Die Kameradschaft gehört in das Umfeld der Autonomen Nationalisten und ist durch ihre Gewalttätigkeit berüchtigt gewesen. Trotzdem arbeitete er zeitweise als Wachmann in einer Unterkunft für Geflüchtete in Leipzig. Zuletzt hat er eine Firma für »Messebau und Security« gegründet. Es ist nicht bekannt, wann er seine Freundin Denise G. aus dem sächsischen Freital kennengelernt hat. Die Kleinstadt bei Dresden ist 2015 bundesweit in die Schlagzeilen geraten, weil Neonazis zusammen mit Bürgern anreisende Geflüchtete blockiert haben. Im Juni 2015 verhaftete die Polizei im Auftrag der Bundesanwaltschaft fünf Männer aus Freital, die eine weitere rechte Terrorzelle gebildet haben sollen. Die »Gruppe Freital« soll zwei Sprengstoffanschläge auf Unterkünfte von Geflüchteten und mehrere Sachbeschädigungen verübt haben.
Die Bundesanwaltschaft hat durch die Verhaftung der Neonazis gezeigt, dass sie in der Lage ist, auf rechte Bedrohung zu reagieren. Sie will damit verlorenes Vertrauen in die Arbeit zurückgewinnen. In der Öffentlichkeit soll der Eindruck entstehen, dass die Behörden alles im Griff haben. Zweifel daran bleiben berechtigt.