Bürgerschaftliches Engagement stört

geschrieben von Ulrich Schneider

11. Juli 2023

Emslandlager-Gedenken durch Ausgrenzung von DIZ gefährdet

Jede und jeder kennt das Lied »Die Moorsoldaten«, dennoch hat es in der alten BRD Jahrzehnte gedauert, bis endlich die Emslandlager und das KZ Esterwegen in den Blick der Öffentlichkeit kamen. Ein großer Anteil kam dabei dem Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager zu. 1985 wurde es gegründet, es erinnerte erstmals öffentlich an dieses Konglomerat aus frühen Lagern, Strafgefangenenlagern, Kriegsgefangenenlagern der Wehrmacht sowie Außenlagern des KZ Neuengamme. Ohne die Arbeit des DIZ, das wesentliche Unterstützung von Exhäftlingen und Angehörigen erfuhr, wäre die politische Debatte, die 2008 zur Gründung der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen führte, nicht in Gang gekommen. Dem DIZ kommt das Verdienst zu, die Grundlage für die Einrichtung der Gedenkstätte am historischen Ort gelegt zu haben. 2011 verlegte das DIZ auf Einladung des Landkreises seinen Sitz von Papenburg in die neu eröffnete Gedenkstätte, deren Arbeit es nicht nur maßgeblich aufbaute, sondern bis heute auch durchführt.

Die VVN-BdA, die FIR, weitere antifaschistische Initiativen und zahlreiche Vertreter der Zivilgesellschaft haben sich öffentlich gegen diese Ausgrenzung des DIZ ausgesprochen.

Die VVN-BdA, die FIR, weitere antifaschistische Initiativen und zahlreiche Vertreter der Zivilgesellschaft haben sich öffentlich gegen diese Ausgrenzung des DIZ ausgesprochen.

Vor wenigen Wochen kam es nun kurzfristig zur Kündigung der Räumlichkeiten zum 15. Juni – formell durch jene Stiftung, die ihre Existenz dem DIZ verdankt. Es ist ein Skandal, dass ein 2019 ins Amt gewählter Landrat meint, das jahrzehntelange bürgerschaftliche Engagement zur Aufarbeitung und historischen Erinnerung an die Emslandlager durch »Eigenbedarf« in einer Immobilie zerschlagen zu können. Unter diesem Vorwand sollen unliebsame Vertreter der Zivilgesellschaft aus der pädagogischen und historischen Betreuung der Gedenkstättenarbeit verdrängt werden. Das ist in keiner Weise hinnehmbar. Zuvor hatte Landrat Marc-André Burgdorf (CDU) als Stiftungsvorsitzender vergeblich die Forderung nach Selbstauflösung des DIZ erhoben, obwohl noch im Dezember 2019 vereinbart worden war, dass das DIZ mit eigenem Personal die Arbeit der Gedenkstätte mitgestalten soll. Dieses Personal wird durch die Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten finanziert, die das DIZ als förderungswürdige Einrichtung eingestuft hat.

Die VVN-BdA, die FIR, weitere antifaschistische Initiativen und zahlreiche Vertreter der Zivilgesellschaft haben sich öffentlich gegen diese Ausgrenzung des DIZ ausgesprochen.

Siehe kurzelinks.de/diz-vvn